Ringbindung
»Ringbindung« ist ein Fachbegriff aus dem gewerbespezifischen Sprachgebrauch deutscher, österreichischer und Schweizer Papierhersteller, der Druckvorstufe (Prepress), des polygrafischen Gewerbes und der Druckweiterverarbeitung (z.B. buchbinderische Verarbeitung). Er bezeichnet ein buchbinderisches Verfahren zur Bindung gelochter Einzelblätter mit einer spiralförmig gewundenen Draht- oder Kunststoffspirale, die in der Regel am rechten (längsseitigen) oder oberen (kopfseitigen) Blattrand durch die Lochreihe geführt wird; auch als »Spiralbindung« bezeichnet. Angewendet wird diese Bindetechnik häufig bei Wandkalendern, technischen Dokumentationen, Notizblöcken, akademischen Abschlussarbeiten (z.B. Bachelor) oder auch bei Broschüren.
Technik
Die Spiralbindung erfolgt durch das Einführen einer Helix 1) – eine spiralförmige Kurve, die sich in einer Schraubenlinie um einen Zylinder windet – durch die zuvor gestanzten Löcher. Dabei wird die Spirale in einem kontinuierlichen Vorgang von Loch zu Loch geführt und am Anfang sowie am Ende der Bindung mechanisch verformt oder umgebogen, um ein unbeabsichtigtes Herausrutschen zu verhindern. Die Spiralen bestehen je nach Verwendungszweck aus lackiertem Metalldraht (z.B. Stahl oder Aluminium) oder aus thermoplastischem Kunststoff. Für verschiedene Blockstärken stehen Spiralbindungen mit unterschiedlichen Durchmessern zur Verfügung.

Begriffsabgrenzung
Umgangssprachlich werden auch andere Bindeverfahren als Ringbindung oder Spiralbindung bezeichnet, obwohl sie konstruktiv keine Helix verwenden. Dazu zählen:
- Drahtkammbindung (auch: Wire-O-Bindung), bei der vorgefertigte Doppelschlingen aus Draht (sogenannte Kammelemente) durch eine zweireihige Lochung geführt und durch Zudrücken geschlossen werden
- Plastikkammbindung, bei der Kunststoffkämme mit flexiblen Zähnen in eine Lochreihe eingeclipst werden
Beide Verfahren sind formstabiler, was besonders bei Präsentationen oder umfangreicheren Unterlagen optische Vorteile bietet.
Anwendung
Die Spiralbindung gilt als einfache, funktionale und preiswerte Bindetechnik. Sie zeichnet sich durch ein nahezu planliegendes Aufschlagverhalten aus und ermöglicht das vollständige Umschlagen der Seiten um 360°, ohne die Bindung zu beschädigen. Bei Metallspiralen ist die Bindung besonders robust gegenüber mechanischer Beanspruchung, was sie für Anwendungen mit hoher Nutzungsfrequenz – wie Arbeitsunterlagen, Schulungsunterlagen oder Gebrauchsanleitungen – prädestiniert.
Ein technischer Nachteil zeigt sich beim Umschlagen um 360°: Die Vorderkante des Deckblattes verschiebt sich gegenüber dem Rückendeckel um etwa eine Windung der Spirale. Deshalb wird bei hochwertigen Präsentationen und Drucksachen oftmals die Drahtkammbindung bevorzugt, die eine exaktere Kantenflucht gewährleistet, jedoch weniger widerstandsfähig ist.
Ein weiterer Nachteil besteht in der Volumenwirkung: Durch die außenliegende Spirale ist der Rücken des Buches bzw. Blocks dicker als bei vergleichbaren Klebebindungen oder Broschuren. Dies kann insbesondere bei der Lagerung, Verpackung oder im Bücherregal als störend empfunden werden. Des Weiteren fehlt bei einer Ringbindung der Buchrücken und somit der Rückentitel.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: Der Begriff Helix (griechisch »ἕλιξ helix« für »Windung«, »Spirale«) bezeichnet in der Geometrie eine Raumkurve, die sich mit konstanter Steigung schraubenförmig um eine gedachte Zylinderachse windet. Eine Helix entsteht, wenn ein Punkt sich gleichmäßig auf einer Kreisbahn bewegt und gleichzeitig mit konstanter Geschwindigkeit entlang der Zylinderachse fortschreitet. Zur mathematischen Beschreibung einer Helix siehe z.B. Bronstein, Semendjajew: Taschenbuch der Mathematik, 7. Auflage, Frankfurt a. M.: Harri Deutsch, 1991, S. 657–659, ISBN: 978-3-8085-5792-1. |
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