Typografischer Terminus aus der Buchgestaltung, Buchherstellung und Druckweiterverarbeitung (Buchbinderei) für den Rücken eines Bucheinbandes, der sich zwischen Vorder- und Hinterdeckel eines Buches oder einer buchähnlichen Publikation befindet; Rückdeckel.
Bei gebundenen Büchern mit festem Umschlag (Hardcover) ist der Buchrücken jeweils mit einem »Gelenk« zwischen Vorderdeckel und Hinterdeckel verbunden, wobei der Buchblock von innen am Bundsteg eingehängt, also auf dem inneren Buchrücken zwischen vorderen und hinteren »Spiegel« befestigt wird. Der Buchrücken hält durch eine Buchleimung oder Buchbindung den Buchblock und somit die Seiten eines Buches.
Vorderdeckel, Buchrücken (Rückdeckel) und Hinterdeckel ergeben zusammen den Buchdeckel, 1) der bei gebundenen Büchern etwas über den Buchblock (Innenseiten) hinausragt. 2)
Der Buchrücken wird in der Regel mit einem Rückentitel beschriftet, welcher sich im Zuge der Prosperität der Typografie mit Beginn des 16. Jahrhunderts in Europa etabliert hat – explizit seit Bücher in Kloster-, Palast- und in Handbibliotheken in Regalen mit dem Rücken nach vorne aufbewahrt wurden.

Bis ins 20. Jahrhundert wurden runde und gerade Buchrücken mehrheitlich aufwendig gestaltet und verziert, beispielsweise mit Goldprägungen, Silberprägungen, Farbprägungen und Farblosprägungen bzw. Blindprägungen, handverzierten Ornamenten oder kostbaren Rückenvignetten. Mit Aufkommen des Schutzumschlages (Buchumschlag) Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich diese Tradition im Wesentlichen peu à peu verflüchtigt.
Die Buchrücken eines Verlagsprogramms werden heute gerne im Sinne des Corporate Designs ganzheitlich gestaltet, beispielsweise die Jubiläumskassetten der »Insel-Bücherei« oder die von dem Grafiker Willy Fleckhaus (1925-1983) gestalteten »Regenbogen-Taschenbücher« des Suhrkamp Verlages.
Rückentitel
Auf dem Buchrücken befindet sich der Rückentitel. Hier werden Autor, Titel eines Buches und Verlag – z.B. in Form eines Signets – genannt. Es gibt drei unterschiedliche Beschriftungen bei Rückentiteln:
- Waagrechter Quertitel
Waagrecht mit und ohne Rückenschild (Rückenvignette). Bei einem im Regal aufrecht stehenden Buch kann man den Kopf gerade halten, um den Rückentitel eines Buches lesen zu können. Dies ist in der Regel nur bei seitenstarken Publikationen möglich. - Linksdrehender Längstitel
Linksdrehend von Fuss zu Kopf. Bei einem im Regal aufrecht stehenden Buch muss man den Kopf nach links neigen, um den Rückentitel eines Buches von unten nach oben lesen zu können. - Rechtsdrehender Längstitel
Rechtsdrehend von Kopf zu Fuss. Bei einem im Regal aufrecht stehenden Buch muss man den Kopf nach rechts neigen, um den Rückentitel eines stehenden Buches von oben nach unten lesen zu können.
Die Begriffe »linksdrehend« und »rechtsdrehend« beziehen sich dabei immer auf die jeweilige Neigung des Kopfes – aus der Sicht des Lesers – beim Lesen eines Buchrückens eines Buches, das aufrecht in einem Regal steht. Bei Schriftsystemen mit rechtsbündiger Satzausrichtung, z.B. im Arabischen oder im Hebräischen, verhält es sich natürlich andersherum.

Eine verbindliche Norm für die Laufrichtung auf einem Buchrücken existiert in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht. 3) Im deutschsprachigen Raum werden Rückentitel unterschiedlich, international bei Schriften römischen Ursprungs (Latin/Roman) meist überwiegend rechtsdrehend gesetzt.
Vorteil eines rechtsdrehenden Längstitel
Bei großformatigen Büchern, also bei Tischbüchern, 4) z.B. bei Fotobüchern, Magazinen oder Geschäftsberichten, die oft auch im Bücherregal oder auf Tischen mit dem Vorderdeckel (Titelseite/U1) nach oben liegen, ist es immer vorteilhaft, rechtsdrehende Buchrücken zu verwenden, da ein Rezipient sowohl den Vorderdeckel bzw. die Titelseite als auch den Buchrücken lesen kann, was bei einem linksdrehenden Buchrücken nicht möglich ist. Die Lesbarkeit eines rechtsdrehenden Buchrückens ist statistisch betrachtet somit immer größer und ästhetisch ausgewogener. 5)

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
↑1 | Anmerkung: Beim einem Softcover, z.B. einem Taschenbuch, wird der Buchdeckel in der Regel in dspr. Verlagen als »Umschlag« bezeichnet. |
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↑2 | Tipp: Erfahrungsgemäß sollte bei gebundenen Handbüchern der Buchdeckel nicht mehr als 2 mm über den Buchblock hinausragen. |
↑3 | Anmerkung: Es existiert zwar eine ISO-Norm 6357, die einen rechtsdrehenden Rückentitel vorsieht, diese findet allerdings in Deutschland, Österreich und der Schweiz keine nennenswerte Akzeptanz. |
↑4 | Anmerkung: Man unterscheidet in Bezug auf Größe und Gewicht zwischen Hand- und Tischbüchern. |
↑5 | Tipp: Im Sinne eines Corporate Designs oder eines Seriencharakters ist es immer empfehlenswert, dass alle Rückentitel der Publikationen eines Verlages oder einer Firma die gleiche Laufrichtung aufweisen. |