Klebebindung
»Klebebindung« ist ein Fachbegriff aus dem gewerbespezifischen Sprachschatz dspr. Papierhersteller, der Druckvorstufe (Prepress), dem polygrafischen Gewerbe (Druckwesen) und der Druckweiterverarbeitung (z.B. Buchbinderische Verarbeitung) für ein Verfahren in der Buchbindetechnik; Klebebindeverfahren für gebundene Drucksachen; fadenloses Heften von Buch- und Broschurenblocks.
Bei dieser Verfahrenstechnik wird der gesamte Buchblock durch einen hochwertigen Klebstoff, z.B. mit synthetischen Dispersionsklebstoffen oder synthetischen, thermoplastischen Schmelzklebstoffen, im Rücken fest miteinander verbunden. Die Klebebindung, auch als Klebebindeverfahren bekannt, definiert sich durch eine mehr oder weniger stabile Verbindung des gesamten Buchblocks im Rücken. Entwickelt in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, hat sie sich zu einem bedeutenden Aspekt der modernen Buchproduktion entwickelt, insbesondere um die Buch- bzw. Broschurproduktion (z.B. Taschenbücher) ökonomischer zu gestalten.
Eine kritische Überlegung bei diesem Verfahren betrifft die Auswahl von Materialien und Klebstoffen. Die Verwendung hochwertiger, säurefreier Papiere in Verbindung mit speziell entwickelten Klebstoffen (Kalt- oder Heißleime) stellt einen entscheidenden Faktor für die langfristige Haltbarkeit und ästhetische Qualität des Endprodukts dar.
Zu den klassischen Klebebindungen zählen:
- Blockklebebindung
Bei diesem Verfahren wird der gesamte Buchblock im Rücken feststehend geklebt. Es wird häufig für Bücher, Broschüren und Kataloge verwendet. Die Blockklebebindung ist ein Bindeverfahren, das überwiegend in der industriellen Broschuren- und Buchherstellung zu finden ist. Produziert wird in der Regel in vollautomatischen »Klebebindestraßen«. - Hotmelt-Klebebindung
Ein Klebstoff wird bei erhöhter Temperatur aufgetragen und härtet beim Abkühlen aus. Diese Methode ist weit verbreitet und eignet sich gut für verschiedene Buchprojekte. Insbesondere bei Taschenbüchern mit Softcover (Hotmelt/PUR) beliebt. - Kaltleimbindung
Im Gegensatz zur Hotmelt-Klebebindung erfolgt die Kaltleimbindung bei Raumtemperatur. Sie wird oft für dünnere Bücher und Broschüren verwendet. - Lumbeck-Bindung (Fächerklebebindung)
Die Lumbeck-Bindung ist eine spezielle Methode, bei der die Seiten zunächst gefaltet und dann mit einem dünnen Film verklebt werden. Sie schafft eine flexible Bindung und eignet sich besonders für Broschüren und Kataloge. - Perfect Binding
Ähnlich wie bei der Blockklebebindung wird der Buchblock im Rücken verklebt. Diese Methode wird oft für Taschenbücher und Broschüren angewendet. - PUR-Klebebindung
Die Polyurethan-Reaktivklebstoff-Bindung (PUR) verwendet einen speziellen Klebstoff, der durch chemische Reaktionen aushärtet. Sie bietet eine besonders starke und dauerhafte Verbindung.
Zu den hybriden Klebebindungen zählen:
- Fadenklebebindung
Hier wird der Buchblock nicht nur verklebt, sondern auch durch Fäden miteinander vernäht. Dies verbessert die Stabilität und Haltbarkeit des Buches. - Notizbuchbindung (Smyth Sewn)
Seiten werden in Abschnitte genäht und dann zusammengeklebt. Diese Methode wird oft für hochwertige Notizbücher verwendet.
Die Blockklebebindung bietet zahlreiche Vorteile, die insbesondere für Typografen:innen, Grafikdesigner:innen, Buchgestalter:innen, Buchbinder:innen und Drucker:innen von Interesse sind. Die nahtlose, flache Oberfläche des Buchrückens verleiht dem Endprodukt eine ästhetische Raffinesse. Grafikdesigner können innovative Covergestaltungen entwickeln, die durch das Fehlen sichtbarer Bindenähte besonders ansprechend wirken. In puncto Leseerlebnis und Handhabung ermöglicht die Blockklebebindung ein komfortables Blättern ohne störende Erhebungen oder Unebenheiten, was besonders für anspruchsvolle Leser von großer Bedeutung ist.
Trotz der Vorteile ist die Blockklebebindung nicht universell für jedes Buchprojekt bzw. Bindeobjekt geeignet. Die Berücksichtigung von Buchformat und Umfang spielt eine entscheidende Rolle. Gestalter:innen und Buchbinder:innen müssen sorgfältig abwägen, ob diese Methode für ihr spezifisches Projekt die optimale Wahl darstellt. Eine präzise Qualitätskontrolle während des gesamten Produktionsprozesses ist unabdingbar. Die gleichmäßige und vollständige Klebung muss sichergestellt werden, und spezielle Nachbehandlungen wie Lackierungen oder Prägungen können das Endprodukt weiter veredeln.
Die Blockklebebindung findet vor allem in der Produktion hochwertiger Bücher, Kataloge und Corporate-Publishing-Materialien, beispielsweise Geschäftsberichten, Anwendung. Ihre klare und professionelle Optik macht sie zur bevorzugten Wahl für Werke, die eine anspruchsvolle Präsentation erfordern.
Insgesamt repräsentiert die Blockklebebindung eine wegweisende Methode in der Buchbindetechnik, die die perfekte Verbindung von Ästhetik und Funktionalität ermöglicht.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de