Broschüre

Eine »Broschüre« ist ein gedrucktes Informationsmedium, bei dem der Inhalt nicht fest in einen Buchdeckel eingebunden, sondern meist nur geklebt oder geheftet und mit einem flexiblen Umschlag aus Karton oder Papier versehen ist. Dieser Publikationstyp wird in der Editorial Design, Buchbinderei und in der Verlagsherstellung aufgrund seiner technischen Verarbeitung als »Broschur« bezeichnet, die das Gegenstück zur Hardcover- bzw. Festeinband-Bindung darstellt.

Mehr oder weniger alternative Bezeichnungen sind »Heft«, »Brochure«, »Booklet« oder ggf. auch »Prospekt«; wobei Broschüren sich zu Prospekten in der Regel dadurch abgrenzen, dass Broschüren umfangreichere Inhalte, aufwendigere Verarbeitung und häufig längere Gültigkeit besitzen, während Prospekte meist werblich, kürzer und einfacher aufgebaut sind.

Definition und Abgrenzung

Im Bibliothekswesen und in der Druckproduktion wird eine Broschüre in der Regel über ihren Umfang definiert. Laut Definition der UNESCO ¹⁾ umfasst eine Broschüre zwischen 5 und 48 Seiten (einschließlich Umschlag), während Druckwerke mit mehr als 48 Seiten als Bücher gelten (vgl. Umfang eines Buches). Publikationen mit ein bis zwei Seiten werden als Flyer (Flugblatt, Handzettel) bezeichnet. ²⁾

Eine Broschüre dient Werbe-, Informations- oder Imagezwecken, wobei Inhalte, Papierformat (vgl. Buchformate und Papierformate nach DIN 476), Papiersorte, Papiergewicht, Papiervolumen, Seitenumfang, Farbigkeit im Druck, Druckverfahren und Gestaltung sehr variabel sein können.

Arten von Broschüren sind beispielsweise Programmhefte (z.B. für Theater, Oper, Messen, Veranstaltungen), Ausstellungshefte (z.B. Begleitheft zu Kunst- oder Themenausstellungen), Imagebroschüren (z.B. zur Eigenpräsentation eines Unternehmens), Ratgeberhefte (z.B. mit beratendem Inhalt), Produktbroschüren (z.B. zur Produktpräsentation), Wahlbroschüren (z.B. zur Eigendarstellung einer Partei) oder Anlageprospekte (z.B. für ein gesetzlich vorgeschriebenes Wertpapierprospekt).

Etymologie

Der Begriff »Broschüre« leitet sich aus dem französischen Substantiv »brochure« ab, das wiederum auf das Verb »brocher« zurückgeht, das »heften, stecken, durchstechen« bedeutet. Dieses leitet sich vom italienischen »broccare« ab, das »durchstechen« oder »spießen« bedeutet. ³⁾

Arten von Broschüren

Es gibt verschiedene Arten von Broschüren, die sich nach der Art der Bindung bzw. der buchbinderischen Druckweiterverarbeitung unterscheiden:

• Buchschrauben
  Einfaches, wieder lösbares Bindesystem mit zwei oder mehr Metallschrauben, das häufig bei Mustermappen, Preislisten oder Wechselinhalten zum Einsatz kommt.
• Blockheftung
  Die gefalzten Bogenlagen werden übereinandergelegt (nicht ineinandergesteckt) und im Rücken gemeinsam geheftet oder geklebt. Eine günstige Variante, die jedoch zu Einschränkungen in der Aufschlagbarkeit führt.
• Englische Broschur
  Eine Sonderform der Klebebindung, bei der der Buchblock fadengeheftet ist und dann mit einem flexiblen Umschlag beklebt wird, der am Rücken nicht mit dem Buchrücken verklebt ist. Sie vereint Stabilität mit Flexibilität.
• Fadengeheftete Klebebindung
  Kombiniert die Vorteile von Fadenheftung und Klebebindung: Die Bogenlagen werden mit Faden vernäht und zusätzlich verleimt – robust und langlebig.
• Fadenheftung (mit flexiblem Umschlag)
  Hochwertigere Broschurform, bei der die Bogenlagen mit Fäden vernäht sind – verwendet bei langlebigen oder bibliophilen Drucksachen. Kann als Softcover oder Halbleinen ausgeführt werden.
• Flatbook (Lay-Flat-Bindung)
  Eine spezielle Klebebindung, bei der der Rücken nicht verleimt, sondern mit einem flexiblen Träger versehen ist, sodass die Broschüre plan aufgeschlagen werden kann – ideal für Bildbände oder Typomuster.
• Hardcoverbindung (nicht klassisch broschiert)
  Bei dieser Variante wird der Buchblock (fadengeheftet oder klebegebunden) in einen festen Einband aus Graupappe eingehängt – technisch gesehen kein typischer Broschurentyp, aber als Übergangsform gelegentlich im erweiterten Sinne erwähnt.
• Klammerheftung (Rückstichheftung)
  Die Bogenlagen werden mittig gefalzt und mit Drahtklammern im Falz (im »Rücken«) zusammengeheftet. Typisch für Magazine, Programme oder kleinere Imagebroschüren.
• Klebebindung (Hotmelt oder PUR)
  Die Blattkanten werden plan beschnitten, am Rücken beleimt und mit einem Umschlag umklebt. Hotmelt ist kostengünstig, PUR deutlich langlebiger – verbreitet bei Taschenbüchern, Katalogen und Produktbroschüren.
• Ringösenheftung
  Variante der Klammerheftung mit aufgebogenen »Ösen«, die eine Ablage in Ordnern erlaubt – oft bei Schulungsunterlagen oder Dokumentationen im Einsatz.
• Schweizer Broschur
  Der Buchblock wird auf den hinteren Deckel des Umschlags aufgeklebt, der Rücken bleibt frei sichtbar. Die Bindung ist fadengeheftet und bietet eine sehr gute Aufschlagbarkeit. Hochwertige Sonderform, beliebt bei bibliophilen Ausgaben.
• Spiralbindung (Kunststoffspirale)
  Die einzelnen Blätter werden seitlich gelocht und mit einer Kunststoffspirale verbunden – funktional, kostengünstig und oft bei Arbeitsunterlagen oder Kalendern eingesetzt.
• Spiralblock
  Ähnlich wie Spiralbindung, jedoch mit verstärkter Rückpappe und meist perforierten Seiten – verbreitet bei Notizblöcken oder Mitschriften.
• Wire-O-Bindung (Drahtkammbindung)
  Verwandt mit der Spiralbindung, jedoch aus stabilem Draht. Hochwertiger als Kunststoffspiralen, liegt plan auf und eignet sich für Kalender, Präsentationen, Geschäftsausstattungen.

Sonderformen wie die »Japanische Broschur« zählen im technischen Sinne nicht zu den Broschüren. Sie stellen eine eigenständige Buchbindetechnik dar, die eher im Bereich der Künstlerbücher, bibliophilen Drucksachen oder limitierten Auflagen angesiedelt ist.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de