Kolophon
Der Begriff »Kolophon« hat seinen Ursprung im Griechischen. Er stammt von dem altgriechischen Wort »κολοφών« (kolophōn) ab, was »Spitze«, »Gipfel«, aber auch mit der Wortbedeutung »Schluss« übersetzt werden kann. Das Wort wurde ursprünglich verwendet, um auf eine Markierung oder Inschrift am oberen Rand einer antiken Schriftrolle zu verweisen. Diese Inschrift enthielt häufig Informationen über den Autor, die Entstehung und den Inhalt des Werkes.
Die Verwendung des Terminus »Kolophon« in diesem Kontext geht auf das 5. Jahrhundert v.Chr. zurück, als Schreiber in der griechischen Antike begannen, solche Informationen am Ende ihrer Manuskripte zu vermerken. Die Etymologie des Wortes spiegelt also den ursprünglichen Verwendungszweck wider, indem es auf den oberen Abschluss oder die Spitze eines Textes hinweist. Ein prominentes Beispiel für ein historisches Kolophon findet sich in den Werken des antiken griechischen Historikers Herodot (um 484–425 v.Chr.). In seinen Schriften, die im 5. Jahrhundert v.Chr. entstanden, enthält das Kolophon Angaben zu Herodots Leben und Werk sowie zu den Umständen der Niederschrift. 1)
Im Laufe der Geschichte entwickelte sich das Kolophon weiter. Im Mittelalter wurde es von Kalligrafen in handschriftlichen Büchern verwendet, um dem Leser zusätzliche Informationen über das Werk zu geben, wie beispielsweise den Ort und das Datum der Fertigstellung.
Ab den mittelalterlichen Manuskripten wird streng genommen die Anfangszeile als »Incipit« (Anfang) und die Schlussformel als »Kolophon« (Ende) bezeichnet. Beide Begriffe können als Komplemente betrachtet werden. Beide tragen dazu bei, dem Leser einen umfassenderen Kontext für das literarische Werk zu bieten.
Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert übertrug sich die Tradition des Kolophons auf gedruckte Bücher. Prominente Beispiele findet man u.a. in den Inkunabeln der Prototypografen Johannes Gutenberg (um 1400–1468), Peter Schöffer (um 1425/1430–1502/1503) und Erhard Ratdolt (1447–um 1527/1528).
Das erste gedruckte Kolophon der Typografiegeschichte findet sich im »Psalterium« aus dem Jahr 1457, einem Teil der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel (siehe Inkunabel). 2) 3)


Im Laufe des materiellen Buchdruckzeitalters wurde das Kolophon schließlich durch das Impressum abgelöst. Das Impressum, eingeführt im 16. Jahrhundert, erfüllte eine ähnliche Funktion wie das Kolophon, indem es Angaben zum Verlag, zum Drucker, zum Erscheinungsjahr und zum Ort der Veröffentlichung enthielt. Der Übergang vom Kolophon zum Impressum markiert somit einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Buchpublikation.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: Der Terminus Kolophon hat nichts mit der antiken Stadt Kolophon (Ionien) in der heutigen Türkei (Nähe von Değirmendere) zu tun. |
|---|---|
| ↑2 | Museumsempfehlung: Gutenberg-Museum, Liebfrauenplatz 5, 55116 Mainz, Informationen online unter https://www.mainz.de/microsite/gutenberg-museum/splash-page.php verfügbar (1.3.2024). |
| ↑3 | Bibliotheksempfehlung: Deutschlands umfangreichste Wiegendruck-Sammlung (16.785 Exemplare bei 9.573 Titeln) befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek, Ludwigstraße 16, 80539 München, https://www.bsb-muenchen.de. |