Die Paläotypie ist wie die Paläografie eine Disziplin der kulturhistorischen Hilfswissenschaften, speziell der Buch- und Bibliothekswissenschaft. Die Paläotypie widmet sich der systematischen Erforschung sämtlicher europäischer Druckwerke des 15. Jahrhunderts, konkret von Johannes Gutenbergs (um 1400–1468) frühesten Straßburger Experimenten um 1438 bis in das Jahr 1500, mit dem die sogenannte Inkunabelzeit endet.
Hauptthemen der paläotypischen Studien sind neben der exakten Datierung und Zuordnung der »Wiegendrucke« zu bestimmten Prototypografen und deren Offizinen vor allem die Charakterisierung und Klassifizierung der reichen Vielfalt an verwendeten Druckschriften in Akkordanz zu ihren skriptographischen Quellen sowie die historische Entwicklung und drucktechnische Realisierung der einzelnen Typen.
Ein früher Pionier der typohistorischen Forschung in Deutschland war Ludwig Friedrich Theodor Hain (1781–1836), der 1826 in Tübingen den ersten Band seiner umfassenden Inkunabel-Bibliographie 1) vorlegte; ein Mammut-Unterfangen, das 1895 von Walter Arthur Copinger (1847-1910) in London komplettiert wurde.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
↑1 | Literaturempfehlung: Hain, Ludwig: Repertorium bibliographicum, in quo omnes libri ab arte typografica inventa usque ad annum MD typis expressi recensentur, Vol. I & II, Stuttgart und Tübingen 1826–1838. |
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↑2 | Literaturempfehlung: Haebler, Konrad: Der italienische Wiegendruck in Original-Typenbeispielen mit 120 Inkunabelproben, München 1927. |
↑3 | Literaturempfehlung: Mazal, Otto: Paläographie und Paläotypie, Zur Geschichte der Schrift im Zeitalter der Inkunabeln, Verlag Anton Hiersemann, Stuttgart, 1984, ISBN-10: 3777284203 und ISBN-13: 978-3777284200. |
↑4 | Literaturempfehlung: Haebler, Konrad: Typenrepertorium der Wiegendrucke, Abt. 1-5, Halle & Leipzig, 1905-1924, Neudruck bei Nendeln, Wiesbaden 1968. |