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Rohrfeder

7. Februar 2025

Die »Rohrfeder« ist ein pflanzliches Schreibwerkzeug, das u.a. aus dem Stängeln des Papyrus (Cyperus papyrus), dem Schilfrohr (Phragmites australis), aus Bambus (Bambusoideae) oder Kalmus (Acorus calamus) hergestellt wird. Auch als »Kalamos« von altgr. »kálamos« (κάλαμος), »Calamus« von lat. »calamus« oder »Qalam« von arab. »qalam« (قلم) bezeichnet.

Die Rohrfeder ist ein Schreibgerät, das bereits seit der griechischen Antike in der Kalligrafie benutzt wird und beeinflusst bis heute den Duktus vieler Druckschriften und digitaler Schriften mit Wechselschwung.

Beispiel einer handelsüblichen Bambusfeder aus dem Fachhandel. Rohrfedern gibt es in unterschiedlichen Materialien, Längen, Durchmessern und Schnitten. Anleitungen zum Schneiden finden sich in kalligraphischen Fachbüchern und Online-Ressourcen. Foto: Wolfgang Beinert, Berlin.
Beispiel einer handelsüblichen Bambusfeder aus dem Fachhandel. Rohrfedern gibt es in unterschiedlichen Materialien, Längen, Durchmessern und Schnitten. Anleitungen zum Schneiden finden sich in kalligrafischen Fachbüchern und Online-Ressourcen. Foto: Wolfgang Beinert, Berlin.
Im islamischen Kulturraum gehört die Rohrfeder bis heute zum alltäglichen Schreibwerkzeug von professionellen Kalligraphen. Beispiel: Ein mit der Rohrfeder geschriebener Namenszug (Tuğra) des osmanischen Sultans Mahmud II. (1785–1839). Rekonstruktion von Wolfgang Beinert, Berlin.
Im islamischen Kulturraum gehört die Rohrfeder bis heute zum alltäglichen Schreibwerkzeug von professionellen Kalligrafen. Beispiel: Ein mit der Rohrfeder geschriebener Namenszug (Tuğra) des osmanischen Sultans Mahmud II. (1785–1839). Rekonstruktion von Wolfgang Beinert, Berlin.

Eine Rohrfeder wird schräg mit einem scharfen Messer an- und nachgeschnitten, der Innenteil ausgeschabt, die Spitze mit einem feinen Einschnitt gespalten und ggf. gepunktet sowie rechtwinklig zur Rohrfeder abgeschnitten, wobei es unterschiedliche Schnittformen gibt, die von spitzem über schmalen bis hin zu breiten Schnitten reichen. 1)  Geschrieben wird mit Tinten auf Beschreibstoffen, z.B. aus Papyrus, Pergament oder Papier.

Zu den ältesten lateinischen Verkehrsschriften, die mit der Rohrfeder geschrieben wurden, zählen beispielsweise die Capitalis Quadrata, die Capitalis Rustica und die Scriptura Cursiva.

Die Capitalis Quadrata gilt neben der Capitals Rustica als die Buchschrift der Römer. Sie ist eine handschriftliche Ableitung der in Stein gemeißelten Capitalis Monumentalis. Sie wurde mit einer breitgeschnittenen Rohrfeder im Zweiliniensystem bis ins 6. Jahrhundert geschrieben. Ab der Karolingischen Schreibreform wurde die Majuskelschreibweise in Büchern nur noch in der Titelei und in Rubriken verwendet. Infografik: www.typolexikon.de
Die Capitalis Quadrata gilt neben der Capitals Rustica als die Buchschrift der Römer. Sie ist eine handschriftliche Ableitung der in Stein gemeißelten Capitalis Monumentalis. Sie wurde mit einer breitgeschnittenen Rohrfeder im Zweiliniensystem bis ins 6. Jahrhundert geschrieben. Ab der Karolingischen Schreibreform wurde die Majuskelschreibweise in Büchern nur noch in der Titelei und in Rubriken verwendet.
Die Capitalis Rustica gilt neben der Capitalis Quadrata als die klassische Buchschrift der Römer. Sie wurde mit einer breiten Rohrfeder auf Pergament geschrieben. Abbildung: Kopie (Ausschnitt) einer Pergamenthandschrift aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. Quelle: Bibliothèque nationale de France, Paris.
Die Capitalis Rustica gilt neben der Capitalis Quadrata als die klassische Buchschrift der Römer. Sie wurde mit einer breiten Rohrfeder auf Pergament geschrieben. Abbildung: Kopie (Ausschnitt) einer Pergamenthandschrift aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. Quelle: Bibliothèque nationale de France, Paris.

Dekorative OpenType-Fonts, die auf der Ästhetik der mit der Rohrfeder geschriebenen Schriften basieren, zählen in der Schriftklassifikation zu den Schreibschriften (Script Fonts), die wiederum zu den Zierschriften gehören.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
1 Literaturempfehlung: Pott, Gottfried: Schreiben mit Hand und Herz, Kalligrafische Erfahrungen, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, ISBN 978-3-87439-886-2.
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