Blindtext

In der Typografie bezieht sich der Begriff »Blindtext« auf einen Platzhaltertext, der verwendet wird, um das Erscheinungsbild einer Seite zu simulieren, bevor der eigentliche Textinhalt verfügbar ist. Ein Blindtext wird genutzt, wenn das endgültige Textmaterial noch nicht zur Verfügung steht, aber das Layout, ein Buchsatzspiegel, ein Gestaltungsraster oder die digitale Formatierung der Seite bereits entworfen oder getestet werden sollen. Blindtexte sind dementsprechend nur für Rohlayouts geeignet. Für Zwischenlayouts, Feinlayouts oder gar Feinsatz sind Blindtexte ungeeignet, da hier bereits makrotypografisch und mikrotypografisch gearbeitet wird. 

Der wohl bekannteste Blindtext ist der sogenannte »Lorem Ipsum«-Text. Lorem Ipsum ist eine Pseudo-Latein-Textpassage, die im Druck- und Satzgewerbe als Standard-Blindtext verwendet wird, so auch von einschlägiger Text- und DTP-Software. Der Ursprung von Lorem Ipsum geht auf einen lateinischen Text aus dem 1. Jahrhundert v.Chr. zurück, der von dem römischen Dichter, Redner und Staatsmanns Marcus Tullius Cicero (106–43 v.Chr.) verfasst wurde. Allerdings wurden die Wörter verändert, kombiniert und teilweise entstellt, um einen sinnlosen Text zu erstellen, der die Aufmerksamkeit nicht auf den Inhalt, sondern auf das Layout lenkt.

Beispiel Lorem Ipsum-Blindtext

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Die Verwendung von Blindtexten, insbesondere Lorem Ipsum, ist in verschiedenen Design- und Druckbereichen üblich. Grafikdesigner, Webentwickler, Druckereien und andere Fachleute verwenden Blindtexte, um das Erscheinungsbild von Layouts und Designs zu beurteilen, bevor der endgültige Text eingefügt wird.

Für die deutsche Spache ist der Lorem Ipsum-Blindext sowie Blindtexte in englischer Sprache nicht zielführend, da Latein, Englisch und Deutsch ein völlig unterschiedliches Schriftbild (im Deutschen gibt es viel mehr Majuskeln und Koppelwörter), andere Wortlängen, Satzbreiten und Umbrüche aufweist. Grundsätzlich sollte ein Blindtext immer in der jeweiligen Sprache verwendet werden, in welcher der Schriftsatz erfolgt. ¹⁾

Eine weitere Problematik bei der Verwendung von Blindtexten besteht darin, dass das Layout möglicherweise nicht optimal auf den tatsächlichen Inhalt abgestimmt ist. Der Blindtext gibt lediglich eine grobe Vorstellung von Textlänge und -aufbau, berücksichtigt jedoch nicht die spezifischen Anforderungen des tatsächlichen Inhalts. Daher ist es wichtig, das Layout nach dem Einsetzen des richtigen Textes zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um sicherzustellen, dass das Design optimal funktioniert.

Während der Periode des materiellen Schriftsatzes mit physischen Drucktypen sowie während der Ära des Fotosatzes wurde technisch bedingt und aus Kostengründen weniger mit Blindtexten gearbeitet, dafür aber mit sogenannten Faksimiletexten, die kurz als »Faksimile« bezeichnet wurden. ²⁾ Ab den 1970er bis zur Etablierung des Desktop Publishings (DTP) in den 1990er Jahren wurden von Grafikdesigner:innen auch gerne Letraset-Blindexte »gerubbelt«oder bedruckte Blindtext-Schnittbögen verwendet, die mit einer Schere ausgeschnitten und im Rahmen eines »Klebelayouts« präsentiert wurden.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de