Römische Zahlen
Römische Zahlen sind ein Additionssystem römischen Ursprungs. Die Bezeichnung »Römische Zahlen« ist eine dspr. Verkürzung für »Römische Zahlenzeichen«; auch als »Römische Zahlschrift«, »Römische Zählzeichen«, »Lateinische Zahlen« oder »Römische Ziffern« bezeichnet. Beispielsweise wird die in Indo-Arabischen Ziffern geschriebene Jahreszahl »2025« in Form einer Römischen Zahl als »MMXXV« (M ≙ 1000 + M ≙ 1000 + X ≙10 + X ≙10 + V ≙ 5 = MMXXV ≙ 2025) geschrieben.
Römische Zahlen wurden im römischen Kulturkreis erst mittels eines Additionssystems durch sieben Buchstaben der »Capitalis scriptura« dargestellt. Die Römer übernahmen ab dem fünften Jahrhundert v. Chr. die Darstellung von Zahlen durch Zahlenzeichen mit der Assimilation des westgriechischen Alphabets.
Der genaue Ursprung dieser Form des Additionssystems konnte allerdings bis heute nicht vollständig geklärt werden. Sicher ist jedoch, dass Römische Zahlenzeichen eine Abwandlung erheblich älterer Zeichen sind und alternativ zu Kerbzeichen zuerst als reine Kardinalszahlen zum Zählen von Menschen, Vieh, Geld und Hausrat verwendet wurden; also um damit festzustellen, welche Menge mehr Bestandteile hat. Experten geht davon aus, dass bereits im ersten vorchristlichen Jahrhundert die Notation aus dem Majuskelalphabet der »Scriptura capitalis« ausgereift war.

Mit Römischen Zahlenzeichen können theoretisch alle Zahlen mittels sieben Majuskeln dargestellt werden. Man unterscheidet hierbei zwischen Zählzeichen, also I für 1, V für 5, X für 10 und L für 50 1) und Nennzeichen, also C (Abk. für lat. »Centum« für »hundert«) für 100, D (Abk. für lat. »Dimidius« für die »Mitte« oder »Hälfte«) für 500 und M (Abk. für lat. »Mille« für »tausend«) für 1000. Wobei die Römer zur Zeit der Republik 24 verschiedene Zeichen für Tausend, beispielsweise »CIC« oder »DD« 2) verwendet haben. Meist handelte es sich hierbei um abgewandelte etruskische und westgriechische Grapheme. Das »M« fand erst im Mittelalter Einzug und löste die unterschiedlichen Schreibweisen der Ziffer Tausend ab.
Wie Isidor von Sevilla um 620 n. Chr. in seiner zwanzigbändigen Enzyklopädie des gesamten Wissens jener Zeit »Originum seu etymologiarum libri XX« 3) berichtet, soll der Dichter Quintus Ennius (geboren 239 v. Chr. in Rudiae, Kalabrien, gestorben 169 v. Chr.) die beiden Abbreviaturen M für Mille (Tausend) und C für Centum (Hundert) erfunden haben.
| Römisches Zählzeichen | Arabische Ziffer/Zahl | Latein |
|---|---|---|
| I | 1 | unus |
| II | 2 | duo |
| III | 3 | tres |
| IV | 4 | quattuor |
| V | 5 | quinque |
| VI | 6 | sex |
| VII | 7 | septem |
| VIII | 8 | octo |
| IX | 9 | novem |
| X | 10 | decem |
| XX | 20 | viginti |
| XXX | 30 | triginta |
| XL | 40 | quadraginta |
| L | 50 | quinquaginta |
| LX | 60 | sexaginta |
| LXX | 70 | septuaginta |
| LXXX | 80 | octoginta |
| XC | 90 | nonaginta |
| C | 100 | centum |
| CC | 200 | ducenti |
| CCC | 300 | trecenti |
| CD | 400 | quadringenti |
| D | 500 | dimidius (quingenti) |
| DC | 600 | sescenti |
| DCC | 700 | septingenti |
| DCCC | 800 | octingenti |
| CM | 900 | nongenti |
| M | 1.000 | mille |
| MM | 2.000 | duo milia |
| MMM | 3.000 | tres milia |
| MMMM | 4.000 | quattuor milia |
| MMMMM | 5.000 | quinque milia |
| MMMMMM | 6.000 | sex milia |
| MMMMMMM | 7.000 | septem milia |
| MMMMMMMM | 8.000 | octo milia |
| MMMMMMMMM | 9.000 | novem milia |
| XVIII | 18 | duodeviginti |
| XXIX | 29 | viginti novem (undetriginta) |
| XXXVI | 36 | triginta sex |
| XLVIII | 48 | quadraginta octo |
| LV | 55 | quinquaginta quinque |
| LXIV | 64 | sexaginta quattuor |
| LXXI | 71 | septuaginta unus |
| LXXXIX | 89 | undenonaginta |
In der Praxis jedoch stößt das Römische Zahlensystem aber schon ab »10000« (MMMMMMMMMM) – aufgrund seiner Unübersichtlichkeit – an seine Grenzen. Deshalb gab es unweigerlich für hohe Zahlen und mathematische Formeln individuelle, nicht für die Allgemeinheit gültige Abbreviaturen. Römische Zahlen wurden ab dem Mittelalter (vorher wurden bis zu vier Zeichen geschrieben) als Dreier-Bündel 4) im Positions- bzw. Stellenwertsystem addiert, welches bis heute Gültigkeit hat. Seitdem gruppieren sich die Zeichen nicht mehr rangmäßig von rechts nach links, wobei links immer der größere Wert stand, sondern wurden insofern durcheinander geschrieben, als nun auch links vom größeren ein kleinerer Wert möglich war, der vom größeren abgezogen wurde. Bei »vier« wurden keine vier Striche mehr zusammengezählt, sondern es wurde von »fünf« (V) »einer« abgezogen (IV). Dabei ist zu beachten, dass »Einer« nur von »Fünfern« und »Zehnern«, »Zehnern« nur von »Hundertern« und »Hunderter« nur von »Tausendern« abgezogen werden konnte. Bis auf das »M«, welches belieb oft benutzt werden kann, dürfen heute römische Zahlenzeichen maximal drei Mal nebeneinander wiederholt werden. 5)
Ab 1200 n. Chr. wurden die Römische Zahlenzeichen durch die Indo-Arabischen Ziffern als Zahlenzeichen abgelöst. Erst durch sie konnten in Westeuropa komplexe mathematische Zusammenhänge, also höhere Mathematik, dargestellt werden.
In der Schriftsatz–Typografie finden Römische Zahlen 6) bis heute Verwendung; überwiegend als Ordinalszahlen, als mathematische Sonderzeichen, als Gliederungszeichen und als Inschriften im Bereich der Architektur und Kunst. 7)
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: Die Zeichen V, L und D sind in ihrem Ursprung Hilfszeichen für Halbierungen, nämlich von X (= zweimal V), von einem (möglichen?) alten – an den unteren Enden miteinander verbunden und in HTML nicht darstellbaren – »kh«-Buchstaben »\|/« (= zweimal |/ = L), und von einem θ (= zweimal D). Quelle: Rubenbauer, Hans: Lateinische Grammatik, Numeralia, §63 A, S. 61, lt. Benedikt Vuik, Georg-August-Universität Göttingen, eMail vom 5.7.2022). |
|---|---|
| ↑2 | Anmerkung: Der jeweils letzte Buchstabe von CIC und DD müssten hier eigentlich gespiegelt werden, was leider in HTML nicht machbar ist. |
| ↑3 | Quelle: Lindsay, W. M. (Wallace Martin), 1858–1937: Isidori Hispalensis episcopi, Etymologiarum sive Originvm libri XX, Volume 1, Capter 22, online verfügbar im Internet Archive unter https://archive.org/details/isidori01isiduoft/page/n63/mode/2up?q=mille+et+centum. |
| ↑4 | Anmerkung: In alten Inschriften, in Lateinbüchern sowie in älteren Büchern und Manuskripten werden Römische Zahlen oft noch in Vierer-Bündeln dargestellt. |
| ↑5 | Anmerkung: Erst als in Europa die arabischen Ziffern allgemein bekannt wurden, kam der Brauch auf, anstelle der vier nur mehr drei gleiche Zeichen zu schreiben. Damit war das einfache Zusammenzählen der Werte nicht mehr möglich, es mußte nun auch abgezogen werden. Die Zeichen gruppierten sich nicht mehr rangmäßig von rechts nach links, wobei links immer der größere Wert stand, sondern wurden insofern durcheinander geschrieben, als nun auch links vom größeren ein kleinerer Wert möglich war, der vom größeren abgezogen wurde. Bei vier wurden keine vier Striche mehr zusammengezählt, sondern es wurde von fünf (V) einer abgezogen (IV). |
| ↑6 | Tipp: Römische Zahlen sollten in der Mikrotypografie immer wie Majuskeln leicht spationiert werden. |
| ↑7 | LIteraturempfehlung: Friedrich Naumann: Vom Abakus zum Internet, Die Geschichte der Informatik, Primus Verlag 2001, ISBN 3-89678-224-X. |