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Schriftreplik

10. Februar 2025

In der Typografie beschreibt eine »Schriftreplik« die erneute Gestaltung einer bereits existierenden Druck- oder Bildschirmschrift (Screen Font) durch den ursprünglichen Schriftgestalter:in (Type Designer). Kurzform: »Replik«.

Eine Schriftreplik eines originalen Schriftschnitts wird ausschließlich vom Schriftgestalter:in selbst vorgenommen. Wird die Schrift hingegen von einer anderen Person oder einer künstlichen Intelligenz (KI) nachgebildet oder interpretiert, spricht man stattdessen von einem »Schriftremake« (Nachbildung einer bereits existierenden, aber nicht mehr am Markt verfügbaren Schrift) bzw. je nach Kontext auch von einem »Schriftklon« (1:1-Kopie einer Schrift), einer »Schriftformvariante« (abweichende Interpretation einer bereits existierenden Schrift), einer »Schriftmischform« (hybride Schriftform, meist aus unterschiedlichen Schriftuntergruppen und/oder Schriftnebengruppen) oder von »Schriftgenerierung« (z.B. am Computer rechnerisch generierte Schriftschnitte oder parametrische Schriften wie Variable Fonts). Allerdings sind die Unterschiede für Laien meist kaum erkennbar, und selbst für typografisches Fachpersonal besteht diesbezüglich ein hoher Interpretationsspielraum.

Etymologie

Etymologisch stammt das Wort »Schrift« aus dem ahd. »scrift«, was so viel wie »das Schreiben« oder »die Schrift« bedeutet. Es ist verwandt mit dem mhd. »scripte« und hat letztlich seine Wurzeln im lat. «scriptum«, was »das Geschriebene« oder »die Schrift« bedeutet (von »scribere» für »schreiben«).

Das Wort »Replik« stammt aus dem lat. »replica« und bedeutet ursprünglich »eine Antwort«, »eine Replik« im Sinne einer »Gegendarstellung« oder »Reaktion« (von »replicare« für »wieder zurückfalten«, »wiederholen«).

In der Kunst hat sich der Begriff weiterentwickelt und bezeichnet gegenwärtig eine exakte Nachbildung oder Kopie eines Originals, vor allem, wenn diese Nachbildung mit der Absicht erstellt wird, das Original zu reproduzieren.

In der Typografie bedeutet Schriftreplik daher die exakte und gezielte Nachgestaltung einer bereits existierenden Schrift durch denselben Schriftgestalter:in, was den Vorgang der »Wiederholung« oder »Reproduktion« einer Schrift im ursprünglichen Sinne betont.

Seit dem digitalen Paradigmenwechsel wird die Typometrie von Buchstaben nur noch selten händisch entworfen und gezeichnet. Stattdessen erfolgt die Gestaltung heute nahezu ausschließlich mit Font-Editor-Software, wie zum Beispiel mit FontForge, einem Programm von George Williams (*1959) aus Santa Barbara, Kalifornien, USA, in dem Schriftarten kopiert, generiert, entworfen und bearbeitet werden. Um Fonts zu erstellen, sind heutzutage keine kalligrafischen oder handwerklichen Fähigkeiten mehr erforderlich. Interessant ist jedoch, dass die Typometrie unserer lateinischen Buchstaben auch heute noch im Wesentlichen aus Geraden und Rundungen sowie den Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis besteht. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Infografik: www.typolexikon.de
Seit dem digitalen Paradigmenwechsel wird die Typometrie von Buchstaben nur noch selten händisch entworfen und gezeichnet. Stattdessen erfolgt die Gestaltung heute nahezu ausschließlich mit Font-Editor-Software, wie zum Beispiel mit FontForge, einem Programm von George Williams (*1959) aus Santa Barbara, Kalifornien, USA, in dem Schriftarten kopiert, generiert, entworfen und bearbeitet werden. Um Fonts zu erstellen, sind heutzutage keine kalligrafischen oder handwerklichen Fähigkeiten mehr erforderlich. Interessant ist jedoch, dass die Typometrie unserer lateinischen Buchstaben auch heute noch im Wesentlichen aus Geraden und Rundungen sowie den Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis besteht. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Schriftrepliken im historischen Kontext

In der Praxis kam bzw. kommt es selten vor, dass ein Schriftschneider bzw. Type Designer die eigene Schrift exakt neu ausführt. Wenn dies geschah bzw. geschieht, dann meist, um Fehler zu korrigieren oder die Schrift an neue Satz-, Druck- bzw. Bildschirmverfahren anzupassen.

Da Schrift seit Jahrtausenden und Druckschriften seit Jahrhunderten zum kulturellen Erbe der Menschheit zählen (siehe Schriftgeschichte), basieren viele der heute verwendeten Schriften streng genommen auf Schriftremakes, Schriftklonen, Formvarianten, Mischformen und Schriftgenerierungen, die sich an jahrhundertealter Typometrie orientieren.

Die formale Ähnlichkeit in der Letternarchitektur stellt dabei kein Mangel dar, sondern ist eine inhärente Eigenschaft der Schriftgestaltung (Type Design). Aufgrund der geringen Schöpfungshöhe – dem Mindestmaß an Individualität und Kreativität, das für den urheberrechtlichen Schutz erforderlich ist – sind insbesondere Textschriften (Werksatzschriften) im Sinne des Urheberrechts weltweit in der Regel nicht schutzfähig.

Seit den 1990er Jahren wurde die Schriftgeschichte weitgehend digitalisiert und auf vielfältige Weise bearbeitet. Anbieter von Computer Fonts führen heute häufig zigtausende verschiedene Schriftremakes, Schriftklone, Formvarianten, Mischformen und Schriftgenerierungen von Schriften zahlreicher Schriftgestalter aus allen Jahrhunderten. Dazu gehören auch Nachbildungen von Schriften längst erloschener Schriftgießereien, wie der Hermann Berthold GmbH oder des VEB Typoart Dresden.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

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