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Symmetrie

25. September 2025

In der Typografie bezeichnet »Symmetrie« die geordnete, meist spiegelbildlich oder ausgewogen wirkende Anordnung von Zeichen, Zeilen, Absätzen und Kolumnen innerhalb eines Layouts sowie die gleichmäßige Balance der Typometrie eines Schriftzeichens bzw. Buchstabens. Semantisch rührt der Begriff Symmetrie von dem altgriechischen Wort »συμμετρία« (symmetría) her, zusammengesetzt aus »σύν« (syn für zusammen) und »μέτρον« (metron für Maß), und bedeutet wörtlich »maßvolle Übereinstimmung« oder »gegenseitige Proportionalität«. Adjektiv: symmetrisch. Das Pendant zur Symmetrie ist die Asymmetrie.

Die einfachste Form typografischer Symmetrie ist der Axialsatz, eine exakt an der Mittelachse des Layouts oder einer Kolumne ausgerichtete Satzart, die in der typografischen Fachliteratur auch als »Symmetrischer Flattersatz«, »Mittelachssatz«, »Zentrierter Satz« oder »Gemittelter Satz« bezeichnet wird.

Axialsatz ist ein symmetrischer Flattersatz, der auch als »Mittelachssatz«, »Zentrierter Satz«, »Gemittelter Satz« oder »Symmetrischer Flattersatz« bezeichnet wird.
Axialsatz ist ein symmetrischer Flattersatz, der auch als »Mittelachssatz«, »Zentrierter Satz«, »Gemittelter Satz« oder »Symmetrischer Flattersatz« bezeichnet wird.

Spiegelbildliche Anordnungen gibt es in unterschiedlichen Varianten:

  • Vertikale Symmetrie (Spiegelung an einer senkrechten Achse, die von oben nach unten verläuft), beispielsweise der Axialsatz;
  • Horizontale Symmetrie (Spiegelung an einer waagerechten Achse, die von links nach rechts verläuft), bei der Layout-Elemente entlang einer Horizontalachse gespiegelt werden;
  • Radiale Symmetrie (symmetrische Anordnung um einen Mittelpunkt, radial nach außen), z.B. in Logos, Ornamenten oder typografischen Mandalas;
  • Raster– oder punktsymmetrische Anordnung (symmetrische Platzierung entlang eines Koordinatensystems), häufig im modularen Satz oder bei komplexen Layouts.

Gestaltungsprinzip und Wahrnehmung

Symmetrie ist ein Grundprinzip zur Schaffung von Ausgewogenheit, Harmonie und klarer visueller Hierarchie – unabhängig davon, ob sie mathematisch exakt oder optisch subjektiv empfunden wird. In der typografischen Praxis sind oft optische Korrekturen erforderlich: Die Mittelachse wird beispielsweise leicht verschoben, um harmonischer zu wirken, da das menschliche Auge Abweichungen von mathematischer Präzision stärker registriert als reine Geometrie.

Schriftgestaltung und Symmetrie

Auch Buchstabenformen selbst können symmetrisch gestaltet sein, etwa A, M, H oder T. Unterschiede zwischen serifenlosen und serifenbetonten Schriften beeinflussen, wie stark Symmetrie im Gesamtbild wahrgenommen wird. Deshalb weisen serifenbetonte Schriften (siehe Schriftklassifikation) der Schriftuntergruppe der Egyptienne in der Regel optisch gleiche Strichstärkenkontraste auf, nicht rechnerisch exakte.

Symmetrie in der Schriftgestaltung: Typometrische Studien aus der Zeit der Renaissance von Ferdinando Ruano (D), Vespasiano Amphiareo (Z), Wolfgang Fugger (H), Geoffroy Tory (I), Albrecht Dürer (X), Francesco Torniello da Novara (F), Luca Pacioli (Y), Damiano da Moile (B) und Felice Feliciano (P). Abbildungen: Unterschiedliche Quellen aus der klassischen typografischen und paläographischen Fachliteratur.
Symmetrie in der Schriftgestaltung: Typometrische Studien aus der Zeit der Renaissance von Ferdinando Ruano (D), Vespasiano Amphiareo (Z), Wolfgang Fugger (H), Geoffroy Tory (I), Albrecht Dürer (X), Francesco Torniello da Novara (F), Luca Pacioli (Y), Damiano da Moile (B) und Felice Feliciano (P). Abbildungen: Unterschiedliche Quellen aus der klassischen typografischen und paläographischen Fachliteratur.

Symmetrie im Grafikdesign und ihre Kritik

Im Grafikdesign wird das Prinzip der optischen Mitte eingesetzt, um subjektiv als ausgewogen oder edel empfundene Gestaltungen zu schaffen, die Seriosität, Formalität und Autorität ausstrahlen. Dennoch wurde und wird die Symmetrie auch kritisch kommentiert: Der deutsch-amerikanischer Architekt Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969), der spanischer Maler und Bildhauer Pablo Picasso (1881–1973) und der österreichischer Maler und Architekt Friedensreich Hundertwasser (1928–2000) bezeichneten Symmetrie pointiert als »Ästhetik der Dummen«, um die gestalterischen Grenzen reiner Symmetrie hervorzuheben. 1)

Historischer Kontext

Symmetrische Layouts dominierten im Mittelalter und in der Renaissance, inspiriert von kalligrafischen Vorbildern und den Prototypografen der Inkunabelzeit. Erst mit der Moderne gewannen asymmetrische Layouts an Bedeutung, da sie gezielt Dynamik, Spannung und visuelle Vielfalt erzeugen sollten.

Bereits der Prototypograf Erhard Ratdolt (1447–1527/1528) übernahm den symmetrischen Satz aus der Kalligraphie. Hier im »Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi« des Konrad Peutinger, gedruckt 1505 in Augsburg. Quelle: Inkunabelsammlung der Bayerischen Staatsbibliothek, München.
Bereits der Prototypograf Erhard Ratdolt (1447–1527/1528) übernahm den symmetrischen Satz aus der Kalligraphie. Hier im »Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi« des Konrad Peutinger, gedruckt 1505 in Augsburg. Quelle: Inkunabelsammlung der Bayerischen Staatsbibliothek, München.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
1 Anmerkung: Bei dem Zitat handelt es sich um ein apokryphes Zitat, dessen Ursprung nicht eindeutig geklärt werden kann. Vermutlich stammt es von Ernst Jünger (1895–1998), einem deutschen Schriftsteller und Publizisten.
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