Titelei
»Titelei« ist ein Terminus aus der Buchgestaltung für die Gesamtheit der Seiten mit den Titelangaben eines Druckwerks (z.B. eines Romans) vor dessen eigentlichem Inhalt; Seiten vor der ersten Anfangsseite bzw. der ersten Anfangskolumne eines Buches oder einer buchähnlichen Publikation (z.B. eines Geschäftsberichts). Auch als »Seiten vor dem Inhalt« oder »Titeleiseiten« bezeichnet. 1)
Titelei leitet sich von dem Begriff »Titel« ab. Etymologisch entwickelte sich dieser Begriff ab dem 8. Jahrhundert aus dem mittelhochdeutschen »tit(t)el« (althochdeutsch »titul(o)«), das aus dem lateinischen »titulus« für »Aufschrift, Titel« entlehnt ist.
Die Titelei eines Buches ist – wie der Anhang – ein ästhetisches Ordnungssystem, das einer Publikation Struktur und Form verleiht und zahlreiche Variationsmöglichkeiten bietet. Der Aufbau und Umfang einer Titelei für einen Roman kann sich in der Regel von dem eines Bildbands, einer Monografie oder eines Geschäftsberichts unterscheiden, muss es aber nicht.

Die »Seiten vor dem Inhalt« werden in der Buchgestaltung während der Konzeptions- und Gestaltungsphase stets mit den »Seiten nach dem Inhalt«, dem sogenannten Anhang (z.B. Anmerkungen, Bibliografie, Danksagung usw.), in Einklang gebracht. Der Schweizer Grafikdesigner und Buchtypograf Jost Hochuli (*1933) 2) 3) beschreibt diesen Arbeitsprozess folgendermaßen:
»(…) und das Format bestimmt (ist), so beginnt die konkrete Arbeit des Gestalters mit der Festlegung des Satzspiegels auf der Doppelseite und mit der Planung des gesamten Inhalts. Steht dieser zur Hauptsache und in den Details fest, entwickelt der Typograf – sozusagen aus der Mitte heraus nach vorn und hinten – die Titelei mit dem Inhaltsverzeichnis, den Anhang und den kritischen Apparat mit Anmerkungen, Bibliografie und Register(n): die Seiten vor und nach dem Inhalt.«
Die Seiten einer Titelei
Zur Titelei eines Buches zählen der Schmutztitel, das Frontispiz 4) 5) , der Haupttitel, das Impressum 6) , die Dedikation, das Inhaltsverzeichnis 7) und – je nach Betrachtungsweise – auch das Vorwort 8) sowie ggf. Vakatseiten (Leerseiten) anstelle oder zwischen den Titeleiseiten. Umschlag, Vorsatzpapiere sowie die erste Anfangsseite (Anfangskolumne) gehören nicht zur Titelei (siehe Bestandteile und Aufbau eines Buches).
Gliederung einer Titelei (Beispiel):
| Seite | Folio | Bezeichnung | Möglicher Inhalt (oder/und) | Paginierung |
|---|---|---|---|---|
| 1 | Recto | Schmutztitel | Buchtitel Leerseite Reihentitel Verfasser Verlag Verlagssignet | nein |
| 2 | Verso | Frontispiz | Abbildung Autorenbiographie ¹ Leerseite Zu diesem Buch – ¹ nur Taschenbücher | nein |
| 3 | Recto | Haupttitel | Buchtitel Erscheinungsjahr Herausgeber Übersetzer Untertitel Verfasser Verlag Verlagsort | nein |
| 4 | Verso | Impressum | Druckvermerk Leerseite | nein |
| 5 | Recto | Dedikation | Widmung Zitat | nein |
| 6 | Verso | Vakat | Leerseite | nein |
| 7 | Recto | Inhaltsverzeichnis | Inhaltsangabe mit Paginas | nein |
| 8 | Verso | Vakat | Leerseite | nein |
| 9 | Recto | Vorwort | Einführungstext Vorbemerkung – ² je nach Betrachtungsweise | ja/nein ² |
| 9 (11) | Recto | Erste Anfangsseite | Beginn des eigentlichen Inhalts | ja |
Die Paginierung einer Titelei
Die Paginierung eines Buches beginnt immer erst mit dem eigentlichen Inhalt mit einer ungeraden Seitenzahl (z.B. 5, 7, 9 …) auf einer rechten Buchseite, die als »Recto« oder »Schöndruck« bezeichnet wird. Gerade Paginas (z.B. 10, 12, 14 …) stehen dann auf der linken Buchseite, die »Verso« oder »Widerdruck«genannt wird. Die Seiten einer Titelei werden ab dem Schmutztitel (# 1) zwar rechnerisch mitgezählt, aber nicht paginiert.
Die Paginierung eines Buches beginnt immer erst mit dem eigentlichen Inhalt bei einer ungeraden Seitenzahl (z.B. 5, 7, 9 …) auf einer rechten Buchseite, die als »Recto« oder »Schöndruck« bezeichnet wird. Gerade Paginas (z.B. 10, 12, 14 …) stehen dann auf der linken Buchseite, die »Verso« oder »Widerdruck« genannt wird. Die Seiten einer Titelei werden ab dem Schmutztitel (# 1) zwar rechnerisch mitgezählt, aber nicht paginiert.
Paginierung eines Inhaltsverzeichnisses
Die Titeleiseiten vor und inklusive dem Inhaltsverzeichnis werden sinnvollerweise nicht mit Kolumnentiteln bzw. Seitenzahlen versehen, da diese im Wesentlichen erst dann einen Sinn ergeben, wenn aus einem vorangestellten Inhaltsverzeichnis auf sie verwiesen wird.
Interessanterweise widersprechen sich in diesem Punkt – ab welcher Seite paginiert wird – selbst renommierte Typografen. Manche paginieren bereits das Inhaltsverzeichnis, andere nicht. Unterschiedliche Betrachtungsweisen vertreten hier beispielsweise Jan Tschichold (1902–1974) [nein], 9) Albert Kapr (1918–1995) [nein], 10) Hans Peter Willberg (1930–2003) [ja], 11) , Hans Rudolf Bosshard (*1929), [erste Seite nein, zweite bis sechste Seite ja], 12) und Jost Hochuli (*1933) [nein]. 13)
Mehrheitlich gilt sicherlich die Lehrmeinung: Eine Titelei – inklusive Inhaltsverzeichnis – wird nicht paginiert.
Paginierung eines Vorworts bzw. der ersten Anfangsseite
Auch bei der Paginierung eines Vorworts existieren unterschiedliche Auffassungen. Denn streng genommen gehören ein Prolog (Vorwort) und ein Epilog (Nachwort) im eigentlichen Sinne nicht zum Inhalt eines Buches – andererseits könnten sie aber durchaus dazugehören, beispielsweise bei Geschäftsberichten. Also ja oder nein?
Schlussendlich ist hier der Interpretationsspielraum groß. Eine sinnvolle Lösung könnte darin liegen, das Vorwort (Einleitung) dann zu paginieren, wenn es im Inhaltsverzeichnis erfasst wurde. Wird es dort nicht ausgewiesen, sollte es auch nicht paginiert werden.
Fehlt ein Vorwort, beginnt der Inhalt eines Buches oder einer buchähnlichen Publikation immer mit der ersten Anfangsseite (Anfangskolumne).
Titelei in gewerblichen Hauptdruckverfahren
Eine Titelei mit normalem Umfang (z.B. bei Romanen) befindet sich im Flachdruckverfahren (z.B. Offsetdruck) bzw. bei hohen Auflagen im Tiefdruck (z.B. Rotationsdruck) auf dem ersten Druckbogen (Rohbogen).
In klassischen Buchhochdruckverfahren (z.B. Buchdruck mit Drucktypen oder Flexodruck) werden bei sehr umfangreichen und komplexen Büchern für die Titelei eigene »Titelbögen« separiert, welche erst nach der Fertigstellung der Innenseiten gedruckt werden. So wird gewährleistet, dass die Verweise mit den Angaben und der Paginierung der nachfolgenden Innenseiten korrespondieren.
Im Digitaldruck ist diese klassische Druckbogenaufteilung in der Regel obsolet.
Paginierung eines Titelbogens
Bei sehr umfangreichen und komplexen Werken, z.B. bei wissenschaftlichen Lehrbüchern, können für die Titelei spezielle »Titelbögen« separiert werden, welche beispielsweise zur besseren Übersicht mit Römischen Zahlen und/oder mit Majuskeln und/oder Minuskeln gegliedert werden können. Die Gliederung bzw. Nummerierung eines Titelbogens zählt allerdings nicht zur eigentlichen Paginierung der Innenseiten eines Buches.
Titelei bei E-Book und PDF
Die typografische Tradition einer Titelei als ästhetisches Ordnungssystem macht auch bei E-Books und interaktiven PDFs (Adobe® Portable Document Format) durchaus Sinn. Die Titeleiseiten sollten – ähnlich wie in Druckwerken – nicht paginiert, allerdings durch »Lesezeichen« verknüpft werden.
Titelei in der Textverarbeitung
Auch bei der Erstellung von umfangreichen Schriftsätzen, beispielsweise Gutachten, Ergebnisberichten, Dokumentationen, Abschlussarbeiten oder Dissertationen, die mittels Textverarbeitungsprogrammen – z.B. Microsoft Word® oder Pages von Apple® – erstellt werden, empfiehlt es sich, das bewährte Konzept einer Titelei aus der Buchtypografie zu adaptieren. Nicht selten existieren deshalb an Hochschulen spezielle Richtlinien für die äußere Form einer Publikation (z.B. Dissertation), die auch die Anordnung, die Gliederung und den Umfang einer Titelei vorschreiben.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: Die »Titelei eines Buches« und der »Titel eines Buches« sind zweierlei und haben nichts miteinander zu tun. |
|---|---|
| ↑2 | Quelle und Literaturempfehlung: Hochuli, Jost: Bücher machen. Eine Einführung in die Buchgestaltung, im Besonderen in die Buchtypografie, Agfa Compugraphic by Agfa Corporation, Wilmington (Mass.), USA, 1989, Seite 52. |
| ↑3 | Literaturempfehlung: Hochuli, Jost: Bücher machen: Praxis und Theorie, Verlagsgenossenschaft St. Gallen, 1996, ISBN-10: 3729110799 und ISBN-13: 978-3729110793. |
| ↑4 | Tipp: Typograf:innen verwenden alternativ zum Frontispiz gerne eine Vakatseite (Leerseite), um dem Haupttitel einen repräsentativeren Auftritt zu ermöglichen. |
| ↑5 | Anmerkung: Bei vielen Taschenbüchern und manchen gebundenen Büchern hat sich leider in den letzten Jahren die Unart eingebürgert, anstelle des Frontispiz auf Seite 2 eine Kurzbeschreibung des Inhalts sowie darunter eine Kurzvita des Verfassers oder eine Liste mit »Titeln aus der Serie« zu setzen. Das ist vielleicht im Sinne des Marketings zweckmäßig, aber nicht unbedingt im Sinne der Ästhetik. |
| ↑6 | Anmerkung: Impressum, Verlagsort und Erscheinungsjahr können – anstatt auf Seite 4 – auch im Rückteil eines Werkes untergebracht werden. In der Unternehmenskommunikation ist dies mehrheitlich üblich, insbesondere bei buchähnlichen Druckwerken wie Broschüren oder Geschäftsberichten. |
| ↑7 | Anmerkung: Ein Inhaltsverzeichnis kann auch mehrseitig sein. |
| ↑8 | Anmerkung: Ein oder mehrere Vorworte können ebenfalls mehrseitig sein. |
| ↑9 | Quelle: Tschichold, Jan: Meisterbuch der Schrift, Otto Maier-Verlag Ravensburg, 1952, ISBN 10: 347361100X und ISBN 13: 9783473611003. |
| ↑10 | Quelle: Kapr, Albert: Hundertundein Sätze zur Buchgestaltung, Neujahrausgabe der Deutschen Bücherei, Leipzig, 1974. |
| ↑11 | Quelle: Willberg, Hans Peter und Friedrich Forssman: Lesetypografie, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 4. Auflage, ISBN 978-3-87439-800-8. |
| ↑12 | Quelle: Bosshard, Hans Rudolf: Technische Grundlagen zur Satzherstellung, Bildungsverband Schweizer Typografen, Bern, 1980, ISBN 3855840105 und 3-85584-010-5. |
| ↑13 | Quelle und Literaturempfehlung: Hochuli, Jost: Bücher machen. Eine Einführung in die Buchgestaltung, im besonderen in die Buchtypografie, Agfa Compugraphic by Agfa Corporation, Wilmington (Mass.), USA, 1989. |