Typografischer Terminus für die Seitenzahl einer Buchseite bzw. Blattseite, ggf. auch für die einer Loseblattsammlung. In der Buchgestaltung wird eine solitär stehende Pagina als »toter Kolumnentitel« oder als »Kolumnenziffer«, eine Pagina mit beigefügten Text, der sich auf den nachfolgenden Seiten ändern kann, als »lebender Kolumnentitel« bezeichnet. Kolumnentitel bzw. Paginas dienen dem Gliedern und dem Ordnen bzw. dem Auffinden einer bestimmten Stelle innerhalb einer Publikation.
Der Stand eines Kolumnentitels bzw. einer Pagina im Faksimile bzw. Layout und die Wahl einer Schriftstilvariante gehören in das Segment der Makrotypografie, der konkrete Schriftschnitt und dessen Zurichtung im Feinsatz in die Mikrotypografie. Bei Schriftmischungen werden tote und lebende Kolumnentitel in einer semantisch-typografischen Auszeichnungsstruktur separat erfaßt.
Etymologisch leitet sich »Pagina« vom lat. »pagina« für »Seite, Blatt, Papier, Kolumne, Schrift, Geschriebenes« ab. Das abgeleitete Verb »paginieren« bedeutet »mit Seitenzahlen versehen«, was im 18. Jahrhundert aus dem lat. »paginare« für »abfassen, schreiben« entlehnt wurde. Lexikalische Abk. »p.« oder »pag.«. In diesem Kontext sind auch die Begrifflichkeiten paginieren, Paginierung, Paginiermaschine oder Paginierstempel zu verstehen.
Die Nummerierung von Handschriften und mittelalterlichen Büchern (z.B. Inkunabeln) wird in der Typografie, in der Paläografie und in der Kodikologie auch als »Foliierung« (Blattnummerierung) bezeichnet. Denn bei Büchern wurden bis zum Ende des 16. Jahrhunderts nicht die Seiten, sondern die Blätter gezählt und mit Blattziffern bzw. Römischen Zählzeichen meist am oberen Rand versehen.
Stand einer Pagina
In der klassischen Buchtypografie befindet sich eine solitär stehende Pagina (toter Kolumnentitel) außerhalb des Satzspiegels eines Buchsatzspiegels, bei Handbüchern (z.B. Taschenbuch) in der Regel im Kopfsteg oder im Fußsteg, bei großen Tischbüchern (z.B. großformatiger Bildband) ggf. auch im Außensteg, sehr selten im Bundsteg. Tote Kolumnentitel können sowohl auf Verso linksbündig und auf Recto rechtsbündig an der äußeren Satzkante ausgerichtet sein, als auch mit Einzügen oder im Axialsatz gesetzt werden. Ähnlich verhält es sich mit lebenden Kolumnentiteln, wobei diese auch im Satzspiegel eines Buchsatzspiegels stehen können.
Verbindliche Vorgaben für den Stand einer Pagina existieren nicht. Paginas werden allerdings von der(n) Kolumne(n) räumlich getrennt, beispielsweise durch eine oder mehrere Leerzeilen. Auch räumliche Trennungen durch Linien oder Zierrat sind üblich.


Form und Zurichtung einer Pagina
Verbindliche Vorgaben für den Schriftstil, den Schriftgrad, die Satzausrichtung und die Laufweite eines toten Kolumnentitels bzw. einer Pagina existieren nicht. Bei Romanen genügt eine Seitenzahl aus den Ziffern (vorzugsweise Mediävalziffern) der Werksatzschrift bzw. Textschrift, die normalerweise außen oder in der Mitte im unteren Rand (Fußsteg) der Buchseite steht.
Bei Literatur die selektierendes und konsultierendes Lesen 1) erfordert, beispielsweise Geschäftsberichte, wissenschaftliche Abhandlungen, juristische Texte, komplexe Verzeichnisse oder Schul- und Lehrbücher, ist darauf zu achten, dass die Seitenzahlen beim Umblättern leicht gefunden werden können und dass sie beim Lesen nicht ablenken. 2) Optimal für das Paginieren sind Arabische Ziffern. Römische Zahlen, Buchstaben oder Sonderzeichen sind als Paginas weniger geeignet.
Paginierung eines Buchs
Die Paginierung eines Buches oder einer buchähnlichen Publikation beginnt immer erst nach der Titelei mit dem eigentlichen Inhalt – in der Regel die ersten Anfangsseite (Anfangskolumne) – mit einer ungeraden Seitenzahl (z.B. 5, 7, 9 …) auf einer rechten Buchseite, die als »Recto« oder »Schöndruck« bezeichnet wird. Gerade Paginas (z.B. 10, 12, 14 …) stehen dann auf der linken Buchseite, die »Verso« oder »Widerdruck« genannt wird. Die Seiten einer Titelei werden ab dem Schmutztitel (# 1) zwar rechnerisch mitgezählt, aber nicht paginiert.

Paginierung eines Buches (alphabetisch sortiert):
Bezeichnung | Teilbereich | Pagina |
---|---|---|
Anhang | Abbildungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Anmerkungen Bemerkungen zu Bildtafeln Bibliografie Danksagungen Dokumentenverzeichnis Glossar Kommentare Literaturempfehlungen Literaturverzeichnis Nachweise Nachwort Ortsverzeichnis Personenverzeichnis Publikationen Quellenverzeichnis Register (Index, Namen- und Sachwortverzeichnis) Sachregister Selbständigkeitserklärung Stichwortverzeichnis Symbolverzeichnis Weiterführende Informationen Zitatverzeichnis | ja |
Anhang | Verlagswerbung | nein |
Buchdeckel hinten | Buchdeckel hinten innen U3 Buchdeckel hinten außen U4 | nein |
Buchdeckel vorne | Buchdeckel vorne außen U1 Buchdeckel vorne innen U2 | nein |
Inhalt | Inhalt ab Anfangsseite, ggf. mit Vorwort ¹ – ¹ je nach Betrachtungsweise | ja |
Schutzumschlag Außenseite | Vorderseite über U1 Klappentext vorne Klappentext hinten Rückseite über U4 | nein |
Schutzumschlag Innenseite | Unbedruckt | nein |
Titelei | Schmutztitel Frontispiz Haupttitel Impressum Dedikation Inhaltsverzeichnis ggf. Vorwort ² – ² je nach Betrachtungsweise | nein |
Vakatseiten | Leerseiten | nein |
Vorsatz hinten | Anpappblatt Falscher Vorsatz Fliegendes Blatt | nein |
Vorsatz vorne | Anpappblatt Falscher Vorsatz Fliegendes Blatt | nein |
Paginierung eines Inhaltsverzeichnis
Die Titeleiseiten vor und inklusive dem Inhaltsverzeichnis werden sinnvoller Weise nicht mit Kolumnentiteln bzw. Paginas versehen, da diese im Wesentlichen erst dann einen Sinn ergeben, wenn aus einem vorangestellten Inhaltsverzeichnis heraus auf sie verwiesen wird.
Interessanterweise widersprechen sich in diesem Punkt – ab welcher Seite paginiert wird – selbst renommierte Typografen. Manche paginieren bereits das Inhaltsverzeichnis, andere nicht. Unterschiedliche Betrachtungsweisen vertreten hier beispielsweise Jan Tschichold (1902–1974) [nein], 3) Albert Kapr (1918–1995) [nein], 4) Hans Peter Willberg (1930–2003) [ja] 5) Hans Rudolf Bosshard (*1929) [erste Seite nein, zweite bis sechste Seite ja] 6) und Jost Hochuli (*1933) [nein]. 7) Mehrheitlich gilt sicherlich die Lehrmeinung: Eine Titelei – inklusive Inhaltsverzeichnis – wird nicht paginiert.
Paginierung eines Vorworts bzw. der ersten Anfangsseite
Ebenfalls unterschiedliche Auffassungen existieren bei der Paginierung eines Vorworts. Denn streng genommen gehören ein Prolog (Vorwort) und ein Epilog (Nachwort) im eigentlichen Sinne nicht zum Inhalt eines Buches – andererseits könnten sie aber durchaus dazugehören. Also ja oder nein? Schlußendlich ist hier der Interpretationsspielraum groß. Deshalb dürfte eine sinnvolle Lösung darin liegen, das Vorwort (Einleitung) dann zu paginieren, wenn dieses im Inhaltsverzeichnis erfasst wurde. Wenn dieses im Inhaltsverzeichnis nicht ausgewiesen wurde, dann nicht.
Fehlt ein Vorwort, so beginnt der Inhalt eines Buches oder einer buchähnlichen Publikation immer mit der ersten Anfangsseite (Anfangskolumne).
Paginierung eines Titelbogens
Bei sehr umfangreichen und komplexen Werken, z.B. bei wissenschaftlichen Lehrbüchern, können für die Titelei spezielle »Titelbögen« separiert werden, welche beispielsweise zur besseren Übersicht mit Römischen Zahlen oder/und mit Majuskeln oder/und Minuskeln gegliedert werden können. Die Gliederung bzw. Nummerierung eines Titelbogens zählt allerdings nicht zur eigentlichen Paginierung der Innenseiten eines Buches.
Paginierung des Anhangs bzw. der Seiten nach dem Inhalt
In der Regel, werden die Anhangseiten, also die »Seiten nach dem Inhalt« paginiert. Dazu zählen z.B. Anmerkungen, Bibliografie, Glossare, Index, Literaturhinweise, Namensregister, Quellenregister, Sachregister etc. Eine Ausnahme bildet hier die Verlagswerbung.
Paginierung von Zeitungen und Zeitschriften
Traditionell weicht die Paginierung von Zeitungen und Zeitschriften von der von Büchern ab. So ist bei Zeitungen in Großformaten (z.B. Nordisches Format) und Kleinformaten (z.B. Tabloid) sowie bei Zeitschriften die Titelseite die Seite 1.
Bei Zeitungen (z.B. DIE ZEIT) wird die Titelseite zwar rechnerisch als Seite #1 (Recto) mitgezählt, jedoch nicht paginiert. Die Paginierung beginnt erst auf der zweiten Seite (Verso) mit der Ziffer »2«. Paginiert wird ab Seite 2 fortlaufenden bis hin zur letzten Seite, der Zeitungsrückseite (Verso).
Bei Zeitschriften (z.B. DER SPIEGEL) wird die Titelseite ebenfalls rechnerisch als Seite #1 mitgezählt, aber nicht paginiert. Da bei Zeitschriften in der Regel der Umschlag (U1 bis U4) nicht aus dem gleichen Trägermaterial besteht, wie die Seiten des Inhalts und die vordere Umschlaginnenseite (U2), die hintere Umschlaginnenseite (U3) und hintere Umschlagaußenseite (U4) für großformatige Werbeanzeigen reserviert sind, werden diese Seiten in der Regel auch nicht paginiert. Die Paginierung beginnt somit auf der dritten Seite (Recto) mit der Pagina »3«. Paginiert wird dann ab Seite 3 fortlaufenden bis hin zur letzten Seite (Verso) vor der hinteren Umschlaginnenseite (U3).
Da Vakate traditionell bei Zeitungen und Zeitschriften nicht vorkommen, ist die Frage, ob Leerseiten paginiert werden, obsolet.
Paginierung von Websites
Das Nummerieren innerhalb einer URL (Uniform Resource Locator), also der Adresse einer einzelnen Webseite, beispielsweise
www.beispiel.de/artikel-seite-1.html www.beispiel.de/artikel-seite-2.html www.beispiel.de/artikel-seite-3.html
Seite 1 / 2 / 3 / Auf einer Seite lesen
wird in der Informatik ebenfalls als »Paginierung« (engl. Pagination) bezeichnet. Meist geschieht dies, um längere Artikel bzw. Themen im Sinne der Benutzerfreundlichkeit (Usability) auf mehrere (Web)Seiten aufzuteilen und den Reihencharakter in der URL mit einer »Pagina« zu verdeutlichen. Aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung (SEO search engine optimization) kann diese Praxis allerdings gewisse SEO-Probleme verursachen. 8)
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
↑1 | Literaturempfehlung: Forssman, Friedrich und Hans Peter Willberg: Lesetypografie, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, ISBN 978–3-87439–800-8. |
---|---|
↑2 | Literaturempfehlung: Kapr, Albert: Hundertundein Sätze zur Buchgestaltung, Neujahrausgabe der Deutschen Bücherei, Leipzig, 1974. |
↑3 | Quelle: Tschichold, Jan: Meisterbuch der Schrift, Otto Maier-Verlag Ravensburg 1952, ISBN 10: 347361100X und ISBN 13: 9783473611003. |
↑4 | Quelle: Kapr, Albert: Hundertundein Sätze zur Buchgestaltung, Neujahrausgabe der Deutschen Bücherei, Leipzig, 1974. |
↑5 | Quelle: Willberg, Hans Peter und Friedrich Forssman: Lesetypografie, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 4, ISBN 978–3–87439–800–8. |
↑6 | Quelle: Bosshard, Hans Rudolf: Technische Grundlagen zur Satzherstellung, Bildungsverband Schweizer Typografen, Bern, 1980, ISBN: 3855840105 und 3–85584-010–5. |
↑7 | Quelle und Literaturempfehlung: Hochuli, Jost: Bücher machen. Eine Einführung in die Buchgestaltung, im besonderen in die Buchtypografie, Agfa Compugraphic by Agfa Corporation, Wilmington (Mass.), USA, 1989. |
↑8 | Literaturempfehlung: Google, Search Console: Inhalt mit nummerierten Seiten angeben, deutsch, online verfügbar unter https://support.google.com/webmasters/answer/1663744?hl=de (9.3.2017). |