1. Typografischer Terminus aus dem Electronic Publishing für eine Schriftstilvariante einer Druckschrift bzw. eines Fonts innerhalb einer Schriftfamilie oder ggf. Schriftsippe; Schriftstilvariante eines Fonts; dspr. »Schriftschnitt«; eng. »Font Style«.
Neben gestalterischen und historischen Wesenszügen einer Druckschrift oder Screen Fonts römischen Ursprungs zählen insbesondere die
- Schriftbreite (z.B. schmal oder breit)
- Schriftlage (z.B. normal oder kursiv)
- Schriftstärke (z.B. mager oder fett)
zu den wesentlichen Schriftklassifikationsmerkmalen. In Kombination von differenten Schriftbreiten, Schriftlagen und Schriftstärken ergeben sich bei Druckschriften bzw. Fonts vielfältige Schriftstilvarianten.
Abgeleitet werden die Schriftstilvarianten immer von der Grundschrift einer Schriftfamilie. Bei Mengensatzschriften (Werksatzschriften) ist das in der Regel ein Schriftstil mit einer normalen Schriftbreite (Basisschriftbreite), einer normalen vertikalen Schriftlage (Basisschriftlage) und einer normalen Schriftstärke (Basisschriftstärke); wobei sich der Begriff »normal« – was ist schon normal? – auf Jahrhunderte alte Traditionen und Erfahrungen in der Schriftgestaltung von Antiqua-Schriften und deren Lesbarkeit bezieht.
Beispielsweise versteht man unter »kursiv halbfett« eine Schrift mit normaler Schriftbreite in kursiver Schriftlage und halbfetter Schriftstärke. Oder unter »Kapitälchen schmalmager kursiv« eine Variante in Form von Kapitälchen in schmaler Schriftbreite, in einer kursiven Schriftlage und mit einer mageren Schriftstärke. Ähnlich verhält es sich mit int. Termini.
In der dspr. Typografie wird für »Schriftstil« nach wie vor gerne der traditionelle Fachbegriff »Schriftschnitt« auch für digitale Fonts verwendet, wobei sich der Terminus »Schriftschnitt« streng genommen nur auf physische Drucktypen bezieht. Der nzl. Begriff »Schriftstil« bezieht sich hingegen sowohl auf physische (z.B. aus Metall oder Holz) als auch auf optomechanische (z.B. auf Lithofilm) und digitale Schriften (Fonts). Allerdings ist im typografischen Sprachgebrauch der Begriff »Schriftschnitt« immer konkret, der Terminus »Schriftstil« kann hingegen mehrdeutig sein (siehe 2.).

Gewöhnliche Schriftstile bzw. Schriftschnitte bei Druck-, Screen- und Webfonts:
Schriftschnitt (deu.) | Schriftstil (int.) |
---|---|
breit | ancha bred extended large largo |
breitfett | bredfet bold extended large gras negra ancha nero largo |
breithalbfett | bredhalvfet large demigras medium extended neretto largo seminegra ancha |
breitmager | bred mager chiarissimo largo fina ancha light extended large maigre |
buch | book libro romain labeur text (ggf.) |
buch kursiv | book italic buch kursiv italique labeur libro corsivo libro cursiva |
buch schmal | book condensed buch smal étroit romain lebeur libro estrecha libro stretto |
eng | condensed étroit estrecha strettissimo trång |
extrabreit | extra-wide |
extrafett | extra bold extrafet extra gras extra heavy muy negra nerissimo |
extrafett schmal | étroit extra gras extra bold condensed extrafet smal muy negra estrecha nerissimo stretto |
extraleicht | extra light |
extramager | extra thin |
fett | bold fet gras negra nero |
halbfett | alvfet demi-bold demi-gras neretto semibold seminegra |
Kapitälchen fett | Caps bold |
Kapitälchen kursiv | Caps italic |
Kapitälchen leicht | Caps Display |
Kapitälchen normal | Caps Capitales Kaptäler Maiuscoletto Mayusculita |
kursiv | corsivo cursiva italic italique |
kursiv extra | extra bold condensed italic italique étroit extra gras muy negra estrecha cursiva nerissimo stretto corsivo |
kursiv fett | bold italic italique gras kursiv fet negra cursiva nero corsivo |
kursiv halbfett | italique demigras kursiv halvfet medium italic neretto corsivo seminegra cursiva |
kursiv mager | chiarissimo corsivo fina cursiva italique maigre light italic |
kursiv schmal | condensed italic estrecha cursiva italique étroit kursiv smal stretto corsivo |
kursiv schmalhalbfett | italique étroit demi-gras kursiv schmalhalvfet medium condensed italic neretto stretto corsivo seminegra estrecha cursiva |
kursiv ultraleicht | cursiva muy fina italique ultra maigre kursiv ultra mager ultra chiaro corsivo ultra light italic |
leicht | light |
leichthalbfett | medium |
mager | chiarissimo chiaro fina light maigre mager zart |
normal | chiaro tondo normal regular roman |
schmal | estrecha étroit medium condensed smal stretto |
schmalfett | bold condensed étroit gras negra estrecha nero stretto smalfet |
schmalhalbfett | étroit demigras medium condensed neretto stretto seminegra estrecha smalhalvfet |
schmalmager | chiarissimo stretto étroit maigre fina estrecha light condensed smalmager |
schräg fett | bold oblique lutande fet oblique gras negra inclinada nero corsivo |
schräg halbfett | demi-bold oblique lutande halvfet neretto corsivo oblique demigras seminegra inclinada |
schräg normal | corsivo chiaro tondo inclinada normal lutande medium oblique oblique demigras |
ultrafett | black extra black super ultra bold |
ultraleicht | muy fina thin ultra chiaro ultra light ultra mager ultra maigre |
Des Weiteren werden Schriftstile bzw. Schriftschnitte – anstatt mit Namen – auch mit Nummern gekennzeichnet. Beispielsweise benannte der Typograf Adrian Frutiger (1928–2015) den normalen Stil seiner Frutiger mit »55«, den kursiven Stil mit »56« (etc.).
In der dspr. Typografie werden Schriftstile, die von der Basisschriftbreite, -lage und -stärke abweichen, auch als Auszeichnungsschriften bzw. Auszeichnungsschnitte bezeichnet.
Schriftstile können darüber hinaus in »Optische Größen« (Caption, Regular, Subhead und Display) eingeteilt werden, also in Gruppen mit speziellen Typometrien, die vom Schriftgestalter:in (Type Designer) im Rahmen eines Schriftgradabstufungsmodells speziell auf Konsultationsgrößen, Lesegrößen, Schaugrößen und Ferngrößen bzw. Plakatgrößen abgestimmt wurden. Im dspr. Raum werden diese Schriftschnitte oft auch als »Designgrößen« bezeichnet (eng. »Optical Sizes«).
2. Ugs. Bezeichnung für eine Schriftart; abstrakte Bezeichnung für den kunstgeschichtlichen Stil einer Schrift, beispielsweise für »eine kursive Antiqua im Stil des Klassizismus« (Klassizistische Antiqua) oder »eine Gebrochene Schrift im Stil einer Textura« (siehe Schriftklassifikation).
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de