Druckvorlage
»Druckvorlage« ist eine Bezeichnung aus dem grafischen Gewerbe, insbesondere der Druck- und Medienbranche, für eine fertige, für den Druck optimierte Datei, die alle notwendigen Informationen und Parameter enthält, um ein digitales Dokument oder eine digitale Grafik in der gewünschten Weise zu drucken. In der Regel ist damit ein Adobe® Portable Document Format (PDF) in Form einer PDF/X-4-Datei (Stand 3.2025) nach der ISO-Norm 15930-7 gemeint. Sie stellt das Endprodukt der grafischen Gestaltung bzw. eines typografischen Schriftsatzes dar, das vor der Druckproduktion erstellt wird.
Eine Druckvorlage umfasst alle Texte, Bilder, Farben, Reinzeichnungen und grafischen Elemente in der Form, die eine Druckerei benötigt, um einen Druckauftrag fachlich korrekt und in hoher Qualität auszuführen. Alternative Bezeichnung »Druckdatei«; Datei zur Herstellung einer Druckform.

Zu den wichtigsten Parametern einer digitalen Druckvorlage zählen:
- Druckgröße
Die Druckvorlage sollte idealerweise im Maßstab 1:1 auf das Endformat angelegt werden. Zudem muss sie Beschnittzugaben und Randabstände enthalten, um Schneidetoleranzen auszugleichen und Blitzer zu vermeiden. - Auflösung
Reinzeichnungen, Farbflächen und Bilder müssen den Druckanforderungen entsprechend aufbereitet sein. Die erforderliche Druckauflösung – sie wird in dpi (dots per inch) angegeben 1) – variiert je nach Medium, Format und Druckverfahren. Beispielsweise sollten im hochwertigen Offsetdruck Graustufen- und Farbbilder eine Mindestauflösung von 300 dpi und Vektorgrafiken 1200 dpi oder mehr haben. - Typografie
Alle Schriften sollten als OpenType PostScript® flavoured (PostScript‑Schriften haben meist das Suffix .otf) eingebettet sein, um eine originalgetreue und optimale Darstellung zu gewährleisten. 2) Auch Linien müssen ggf. an das Druckverfahren und den Bedruckstoff angepasst werden. - Farbe (Farbigkeit im Druck)
Farbfelddaten im CMYK-Farbmodell und Sonderfarben müssen mit standardisierten Druckfarbprofilen (ICC-Profilen) übereinstimmen. So hilft beispielsweise ISO Coated v2 (FOGRA39), Farbabweichungen auf naturweiß gestrichenem Papier zu minimieren und eine konsistente Farbwiedergabe sicherzustellen.
Vor der Erstellung einer Druckvorlage, z.B. in Form eines PDF/X-4-Exports, sollten die exakten Parameter stets mit der Druckerei abgesprochen werden. In der Regel stellen Druckdienstleister im Vorfeld Checklisten mit detaillierten Vorgaben bereit.
Druckvorlagenherstellung
Die Herstellung einer Druckvorlage erfolgt in mehreren Schritten – von der Gestaltung bis zur endgültigen Druckvorbereitung:
- Design
Zu Beginn steht die Gestaltung des Dokuments, sei es ein Briefbogen, ein Buch oder eine Verpackung. In diesem Schritt werden unter anderem Format, Layout, Typografie, Farben, Bilder und Grafiken definiert. - Herstellung
Druckvorlagen werden heute fast ausschließlich digital mit professioneller Desktop-Publishing-Software (DTP) erstellt, z.B. mit Affinity Publisher® von Serif®, InDesign® von Adobe® oder QuarkXPress® von Quark®. Dabei erfolgt die präzise Anordnung aller Gestaltungselemente, einschließlich Reinzeichnungen und Schriftsatz. Die Erstellung von Druckvorlagen mit Textverarbeitungssoftware, z.B. Microsoft Word® oder Pages® von Apple®, ist technisch zwar möglich, aus professioneller Sicht jedoch nicht empfehlenswert. - Prüfung und Korrekturen
Vor dem Export, z.B. in Form einer PDF/X-4-Datei, wird die Druckvorlage auf Manuskript- und orthografische Fehler, fehlerhafte Bilder, Farbabweichungen sowie andere potenzielle Druckfehler geprüft. Dieser Arbeitsschritt ist essenziell, da Fehler in der Druckvorlage während des Produktionsprozesses in der Regel nicht mehr korrigiert werden können. - Export und Dateiformat
Die finale Druckdatei wird in einem für den Druck geeigneten Format exportiert – idealerweise als geschlossenes Portable Document Format X-4 (PDF/X-4-Datei). Dieses Format stellt sicher, dass Gestaltung, Makro- und Mikrotypografie, Bilder und Farben korrekt übertragen werden und im Druckprozess keine unvorhergesehenen Fehler auftreten. 3) In Ausnahmefällen werden Druckvorlagen auch als offene Dateien geliefert, damit kurzfristige Korrekturen in der Druckerei, z.B. in einer Bilanz eines Geschäftsberichts, noch unmittelbar vor der Drucklegung vorgenommen werden können. Druckvorlagen in JPEG (.jpg), TIFF (.tif) und PNG-Formaten sind technisch möglich, aus professioneller Sicht aber nicht empfehlenswert. - Druckvorstufe (Prepress)
Nachdem die Druckerei die Export-Datei übernommen hat, fügt sie der Druckvorlage je nach Anforderungen vor dem Rippen, 4) Belichten bzw. Ausschießen zusätzliche Informationen hinzu, wie z.B. Druckmarken, Farbspezifikationen und Profile, die den Druckmaschinen helfen, das Dokument präzise zu reproduzieren.
Normen und Richtlinien für Druckvorlagen
Für die Erstellung von Druckvorlagen existiert eine Vielzahl an Normen und Richtlinien, die insbesondere in der professionellen Druckindustrie von Bedeutung sind, um eine einheitliche Qualität und Verlässlichkeit im Produktionsprozess zu gewährleisten. Die wichtigsten Normen umfassen:
- ISO 12647
Diese Norm legt die technischen Anforderungen für den Offsetdruck und andere Druckverfahren fest. Sie behandelt unter anderem Aspekte wie Farbgenauigkeit, Druckqualität und Anforderungen an Druckvorlagen. ISO 12647-2 regelt dabei konkret die Farbmanagementsysteme, die beim Erstellen von Druckvorlagen berücksichtigt werden müssen. 5) - ISO 15930 (PDF/X)
Diese Norm definiert Anforderungen an das PDF-Format, das häufig als Druckvorlage verwendet wird. Insbesondere PDF/X-1a, PDF/X-3 und PDF/X-4 sind standardisierte Formate, die sicherstellen, dass alle Druckparameter korrekt eingebettet sind, einschließlich Schriften, Bilder und Farbprofile. Das PDF/X-1a stellt sicher, dass keine unzulässigen Elemente wie eingebettete Farbprofile oder Transparenzen in der Druckvorlage enthalten sind, das PDF/X-3 erlaubt eingebettete Farbprofile, um eine präzisere Farbwiedergabe zu ermöglichen und das PDF/X-4 unterstützt Transparenzen und ICC-Farbmanagement, was eine höhere Flexibilität in modernen Druckprozessen bietet. - SWOP (Specifications for Web Offset Publications)
Diese Norm bezieht sich auf den Druck von Publikationen im Rollenoffsetdruck (Web Offset Publications) und legt Kriterien für die Erstellung von Druckvorlagen fest, die in diesem speziellen Druckverfahren verwendet werden. - Fogra-Standards
Das Fogra-Medienstandardisierungsinstitut 6) hat mehrere Normen entwickelt, die eng mit der Farbgenauigkeit und der Druckvorlagenherstellung verbunden sind. Insbesondere das Fogra-Color-Management-Zertifikat bildet eine Grundlage für Druckdienstleister, um die Qualität von Druckvorlagen und deren Farbtreue sicherzustellen. Wichtige ICC-Profile sind beispielsweise:
ISO Coated v2 (Fogra 39L) für gestrichene Papiere
PSO Coated V3 (Fogra 51) für moderne Offsetdruckverfahren mit verbesserten Farbräumen
PSO Uncoated V3 (Fogra 52) für ungestrichene Papiere. - Euroscale 7)
Diese Norm beschreibt den Standardfarbauftrag für die Druckindustrie, insbesondere für den Vierfarbdruck (CMYK). Sie legt fest, wie Farben im Offsetdruck optimal gemischt werden, um konsistente Druckergebnisse zu erzielen. - HKS und Pantone
Neben den CMYK-Standards spielen auch Sonderfarbsysteme eine wichtige Rolle in der Druckvorlagenproduktion:
HKS-Farbsystem: 8) Speziell für den Offsetdruck entwickelte Sonderfarben mit standardisierten Mischungen für gestrichene (K), ungestrichene (N), Natur- (E) und Zeitungspapiere (Z).
Pantone Matching System (PMS): Weltweit verbreitetes Sonderfarbsystem, das eine präzise Farbwiedergabe garantiert. Es enthält Pantone Solid Coated und Uncoated, Metallic- und Pastellfarben sowie fluoreszierende Farbtöne.
Beide Systeme sind in professionellen Druckvorlagen oft als Sonderfarben (Spot Colors) definiert und können nur mit entsprechenden Druckfarben korrekt reproduziert werden.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: dpi = Druckauflösung (physische Punkte im Druck) und ppi = Bildschirmauflösung (Pixelraster auf Monitoren). |
|---|---|
| ↑2 | Anmerkung: TrueType Fonts (Suffix: .ttf) und Webfonts (Suffix: .woff oder .woff2) eignen sich nicht für den Druck und die Umwandlung von Schriften in Pfade führt zu einer Deformation der Typometrie eines Buchstabens sowie zum Verlust mikrotypografischer Feinheiten, auch des Kernings. TrueType-Schriften und Pfadumwandlungen sollten daher in einer professionellen Druckproduktion grundsätzlich vermieden werden. |
| ↑3 | Anmerkung: Auch PDF‑Dateien können während der Weiterverarbeitung beschädigt werden. Daher müssen Druckvorlagen stets kontrolliert werden. In digitalen Druckverfahren, z.B. beim Laserdruck, können Fehler auch erst während der Produktion sichtbar werden. |
| ↑4 | Anmerkung: Rippen (von RIP = Raster Image Processor) bezeichnet den Prozess, bei dem eine digitale Druckvorlage in ein für die Druckmaschine verständliches Rasterbild umgewandelt wird. Der RIP-Prozess ist essenziell für die Druckplattenbelichtung im Offsetdruck sowie für den Digitaldruck und entscheidet maßgeblich über die Druckqualität. |
| ↑5 | Anmerkung: Die ISO International Organization for Standardization ist eine Internationale Standardisierungsorganisation mit Sitz in Vernier (Genf). Online verfügbar unter https://www.iso.org (21.3.2025). |
| ↑6 | Anmerkung: Das Fogra (Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien e.V.) ist ein unabhängiges deutsches Forschungsinstitut mit Sitz in Aschheim bei München. Es widmet sich der wissenschaftlichen Forschung im Bereich Druck- und Medientechnologien und entwickelt praxisnahe Lösungen für die grafische Industrie. Online verfügbar unter https://fogra.org (21.3.2025). |
| ↑7 | Anmerkung: Euroscale ist eine veraltete Bezeichnung für europäische CMYK-Standardfarbräume im Offsetdruck. Heute werden stattdessen standardisierte ICC-Profile wie ISO Coated v2 (Fogra 39L) oder PSO Coated v3 (Fogra 51) verwendet, die genauere Farbdefinitionen für den modernen Druckprozess bieten. |
| ↑8 | Anmerkung: HKS ist ein Farbsystem, das in der Druckindustrie verwendet wird, insbesondere in Deutschland. HKS steht dabei für die Initialen der Entwickler des Systems (H für Hess, K für Krüger und S für Schmidt). |