Formelsatz
»Formelsatz« ist ein typografischer Fachausdruck aus dem gewerbespezifischen Sprachschatz der deutschsprachigen Typografie für eine Schriftsatzart, die überwiegend aus kaufmännischen, mathematischen und/oder (natur-)wissenschaftlichen Formeln besteht.

Wird Formelsatz in einen Glatten Satz oder Gemischten Satz in einem Buch eingebunden, bezeichnet man das als »Wissenschaftlicher Buchsatz«, »Wissenschaftlicher Schriftsatz« oder »Wissenschaftlicher Werksatz«.
Zum Formelsatz zählen
- Kaufmännischer Formelsatz
- Diagrammsatz
- Tabellensatz
- Wissenschaftlicher Formelsatz
- Chemischer Formelsatz
- Mathematischer Formelsatz
- Physikalischer Formelsatz
Detailtypografischer Formelsatz gilt als die anspruchsvollste Schriftsatzart, da im Vergleich zum fortlaufenden Schriftsatz, (mehr-)zeilenversetzt und/oder tabellarisch gearbeitet wird. Darüber hinaus muss ein:e Schriftsetzer:in das jeweilige Zeichen- und Symbolrepertoire beherrschen, um eine Formel und/oder Tabelle korrekt in Form, Schriftgrad, Größe, Folge und Umbruch setzen zu können.
Kaufmännischer Formelsatz
Kaufmännischer Formelsatz, z.B. in Form von Diagramm- oder Tabellensatz, kann in der Regel mit den meisten handelsüblichen Textverarbeitungsprogrammen (z.B. mit Apple Pages® oder Microsoft Word®) oder DTP-Software (z.B. Affinity Publisher® von Serif®, InDesign® von Adobe® oder QuarkXpress® von Quark®) verarbeitet werden.
Textschriften mit erweiterten Zeichensatz (z.B. W1G-Schriften/WGL4 von Linotype®), verfügen mehr oder weniger über die gängigen Formelzeichen, wie sie beispielsweise in der DIN 1304 von 1989 beschrieben sind. Fehlen bestimmte Formelzeichen, können diese oft mit Zeichen eines ähnlichen Computer Fonts, z.B. aus anderen OpenType Fonts, z.B. durch Glyphen der »Mathematical Pi™« oder »Symbol«, ersetzt werden.
Mehrheitlich werden die Formelzeichen eines OpenType Fonts in einem DTP- bzw. Textverarbeitungsprogramm über eine Glyphentastatur oder ein Tastaturkürzel aufgerufen.
Naturwissenschaftlicher Formelsatz
Naturwissenschaftlicher Formelsatz mittels professioneller Desktop Publishing Software (DTP), z.B. Affinity Publisher® von Serif®, InDesign® von Adobe® oder QuarkXpress® von Quark®, ist möglich, jedoch deutlich aufwendiger als kaufmännischer Formelsatz. Insbesondere das Erfassen der Rohdaten sowie das Einbinden und die Interpretation von Formeln, die mit Fremdsoftware generiert oder händisch skizziert wurden, erfordern ein hohes Maß an themenbezogenem und satztechnischem Fachwissen.
Erschwerend kommt hinzu, dass kaum postscriptfähige OpenType Fonts existieren, die komplexen naturwissenschaftlichen Ansprüchen, beispielsweise in der Molekularbiologie, genügen.
Für komplexen (natur-)wissenschaftlichen Formelsatz gibt es deshalb spezielle wissenschaftliche Textsatzsysteme mit integrierten Makrosprachen, beispielsweise das Textsatzsystem TeX® des US-amerikanischen Informatikers Donald E. Knuth (*1938) bzw. das darauf basierende Programm LaTeX® des US-amerikanischen Mathematikers und Informatikers Leslie Lamport (*1941).
Verlage, Corporate Publishing Agenturen und Setzereien, die sich auf wissenschaftliche Publikationen spezialisiert haben, verfügen in Regel über das technische Know-how, Formeln, die mit Textsatzsystemen à la TeX® erstellt wurden, in mikrotypografischen DTP-Feinsatz zu integrieren.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de