Mittelname; Abkürzung »Mittel«. Fachbezeichnungen bzw. Eigennamen aus dem gewerbespezifischen Sprachschatz deutscher Schriftsetzer und Drucker von Offizinen aus der Periode des materiellen Handschriftsatzes (z.B. Bleisatz) für bestimmte Kegelgrößen, also für die Schriftgrade einer physischen Druckschrift bzw. eines Schriftkegels sowie für die Strichstärken (Liniendicken) von physischen Stück- und Setzlinien, beispielsweise Englische Linien. 1)

Ein »Mittelname« bzw. die Abkürzung »Mittel« stand jeweils für eine feste Kegelgröße, welche im deutschsprachigen Raum mittels eines Typometers (Typomaß) 2) in typografischen Didot-Punkten gemessen wurde.

Mittelnamen wurden von deutschsprachigen Schriftgießereien in einer sogenannten Mitteltabelle dokumentiert, einer Umrechnungstabelle mit Schriftgraden, basierend auf dem deutschen Konkordanzsystem. Bei Linienstrichstärken wurden die Mittel auch unterteilt, beispielsweise in Achtelpetit, Viertelpetit, Viertelcicero und Halbpetit (siehe Linien).
Mitteltabelle nach Didot-Punkten
Konsultationsgrößen
03 Punkt = Brillant
04 Punkt = Diamant
05 Punkt = Perl
06 Punkt = Nonpareille
07 Punkt = Kolonel, Colonel
08 Punkt = Petit
09 Punkt = Borgis, Bourgeois
Lesegrößen
10 Punkt = Korpus, Corpus, Garamond
11 Punkt = Rheinländer
12 Punkt = Cicero
Schaugrößen
14 Punkt = Mittel
16 Punkt = Tertia
18 Punkt = Paragon
20 Punkt = Text
24 Punkt = 2 Cicero, Doppelcicero
28 Punkt = Doppelmittel
32 Punkt = Doppeltertia
36 Punkt = 3 Cicero, Kanon
Plakat- und Ferngrößen (Auswahl)
48 Punkt = 4 Cicero, Konkordanz 3)
72 Punkt = 6 Cicero, Kleine Sabon
84 Punkt = 7 Cicero, Grobe Sabon
96 Punkt = 8 Cicero
etc.
Bei Holzschriften (Plakatschriften) wurden die Kegelgrößen in den Schriftmusterbüchern mit bis zu 72 Cicero ausgewiesen. Zwischengrößen, beispielsweise etwa 9,5 Punkt, wurden z.B. mit »Bourgeois auf Corpus« angegeben.
Das Mittel »Cicero« existiert bereits seit den Anfängen der Typografie und basiert auf dem berühmten Ciceroschnitt der deutschen Prototypografen Arnold Pannartz (o.A.–um 1476) und Conrad Sweynheym (o.A.–um 1474/1477). Die Bezeichnung »Text« geht auf die von Johannes Gutenberg für seine 42zeilige Bibel verwendete Textura zurück. Das Mittel »Garamond« wurde nach dem französischen Typografen Claude Garamond benannt.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
↑1 | Anmerkung: Heute existieren in der digitalen Typografie im Sinne der Metrologie und der Typometrie keine verbindlichen Bemessungsgrundlagen mehr. Schriftgrade sind heute somit relativ. |
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↑2 | Anmerkung: Das Messen mit einem Typometer ist heute systemimmanent. Es funktioniert also nur innerhalb eines bestimmten geschlossenen Schriftsatz– und Schriftvervielfältigungssystems, ansonsten ist der gemessene Schriftgrad nur relativ und somit nicht verwendbar. Die Divergenz bei Typometern, Software, Peripheriegeräten und RIPs etc. ist – trotz oft gleich lautender Termini und Größenangaben – gravierend. |
↑3 | Anmerkung: Der Begriff »concordantia« in deutschen Bibeldrucken und Klassikerausgaben war ein Hinweis der Schriftsetzer darauf, dass die »Texte übereinstimmten«. |