Typografischer Terminus für den physischen Körper einer Drucktype (Druckbuchstabe für den Hochdruck) aus Metall (z.B. aus einer Blei-Zinn-Antimon-Kupfer-Legierung), Holz (z.B. aus Birnenholz) oder Kunststoff (z.B. aus Kunstharz). Auch als Drucktype oder als Druckletter bezeichnet. Frz. »le corps de lettre«; eng. »the body of the letters«; Kurzform »Kegel«.
Ein Schriftkegel hat die geometrische Form eines aufrechtstehenden Quaders (Rechtkant) mit sechs Seitenflächen, acht rechtwinkeligen Ecken und zwölf Kanten, von denen jeweils vier gleiche Längen besitzen und zueinander parallel sind.
Der Kegel wird vertikal in »Kopf«, »Körper« (Buchstabenkörper) und »Fuß«, rundum seitlich in Stirnseite, Rückseite (Rücken) sowie linke und rechte Seitenflächen unterteilt.

Der Kopf trägt das erhabene, spiegelverkehrt druckende Zeichen (z.B. Buchstabe, Arabische Ziffer oder Sonderzeichen) und wird als »Schriftbild« bezeichnet, welches vom nichterhabenen, nichtdruckenden Fleisch sowie von den Punzen umgeben bzw. perforiert ist. 1) Die Höhe des Körpers wird »Schulterhöhe« genannt. Der Fuß als solches ist nur eine Kennzeichnung und besitzt keine physikalische Höhe.

Teile eines Schriftkegels
Kopf
- Fleisch
- Konus
- Punze (offen und geschlossen)
- Schriftbild
- Schulterfläche (Achselfläche)
Körper
- Dickte (Schriftkegelbreite)
- Kegelhöhe (Kegelstärke) = Kegelgröße 2)
- Rückseite (Rücken)
- Schulterhöhe (Achselhöhe)
- Seitenflächen (links und rechts)
- Signatur
- Stirnseite
Fuß
- Fußrille (Gießrille, Anguss)
Die Gesamthöhe aus Kopf, Körper und Fuß ergibt die »Normalschrifthöhe« (Schrifthöhe). 3) Im Hochdruckverfahren müssen alle verwendeten Schriftschnitte und Schriftgrößen über eine exakt gleiche Normalschrifthöhe – also über Schriftkegel mit der gleichen Schrifthöhe – verfügen, 4) ansonsten ist ein ebenmäßiger Abdruck nicht möglich. Da Normalschrifthöhen nicht genormt sind, ist es üblich, den Zeichenvorrat aus einem Schriftguss bzw. aus der gleichen Schriftgießerei zu verwenden. Einen ersten Hinweis dazu kann die Gussmarke an einer der Seitenflächen des Schriftkegels bieten. 5)
Im Handsatz besitzen alle Kegelgrößen Eigennamen, sogenannte »Mittelnamen« (Mittel). Beispielsweise wird eine 12 Didot-Punkt große Werksatzschrift als »Cicero« bzw. Cicero-Schnitt bezeichnet. 6)
Ein auf den Kopf gestellter Schriftkegel wird als Fliegenkopf bezeichnet.
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
↑1 | Literaturempfehlung: Bosshard, Hans Rudolf: Technische Grundlagen zur Satzherstellung, Bildungsverband Schweizer Typografen, Bern, 1980, ISBN: 3855840105 und 3-85584-010-5. 3. |
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↑2 | Anmerkung: Die Nomalschrifthöhe (Abk. Schrifthöhe) und die Kegelhöhe (Kegelstärke) sind unterschiedliche Begriffe und beziehen sich auf unterschiedliche Bemaßungen. Die Schrifthöhe ist die Summe von Kopf, Körper und Fuß. Die Abmessung des Kegels ergibt die Kegelhöhe und – von dieser abhängend – die Kegelgröße. |
↑3 | Anmerkung: Die Nomalschrifthöhe (Abk. Schrifthöhe) und die Kegelhöhe (Kegelstärke) sind unterschiedliche Begriffe und beziehen sich auf unterschiedliche Bemaßungen. Die Schrifthöhe ist die Summe von Kopf, Körper und Fuß. Die Abmessung des Kegels ergibt die Kegelhöhe und – von dieser abhängend – die Kegelgröße. |
↑4 | Anmerkung: Alle Schriftkegel einer Proportionalschrift aus dem gleichen Schriftguss (z.B. die Vorklassizistische Antiqua »Times« bzw. die »Times New Roman« der englischen Typografen Stanley Morison,1889–1967 und Victor Lardent, 1905–1968) haben die gleiche Normalschrifthöhe, jedoch unterschiedliche Kegelstärken. Eine dicktengleiche Schrift (z.B. die Monospaced Typeface »Prestige Elite« von Clayton Smith für IBM, 1953) verfügt hingegen sowohl über die gleiche Normalschrifthöhe als auch über die gleiche Kegelstärke (Kegelhöhe) – wobei unabhängig davon primär die Schriftgröße die Kegelstärke bestimmt. |
↑5 | Anmerkung: Drucktypen aus Metall wurden während der Periode des materiellen Schriftsatzes von den Offizinen selbst bzw. ab dem späten 16. Jahrhundert insbesondere von eigenständigen Schriftgießereien (heute Font Foundries), beispielsweise der Egenolffsche Gießerei in Frankfurt am Main, hergestellt. Diese kennzeichneten einen Schriftkegel auf einer der Seitenflächen mit einer Gussmarke, die als Herstellerangabe diente. |
↑6 | Museumsempfehlung: Stiftung Werkstattmuseum für Druckkunst Leipzig, Nonnenstraße 38, 04229 Leipzig, online unter www.druckkunst-museum.de (9.4.2018). |