Zeilenraster
»Zeilenraster« ist ein peripherer Begriff für den Grundlinienraster und ggf. Halbzeilenraster eines Gestaltungsrasters (Layoutraster) bzw. eines Buchsatzspiegels. Der althergebrachte Terminus in der Typografie lautet »Zeilenregister« bzw. »Register«.
Ein Zeilenraster (Zeilenregister) dokumentiert den Zeilendurchschuss bzw. den Zeilenabstand (ZAB) inklusive Leerzeilen, ggf. den Halbzeilenabstand für Absenkungen oder Konsultationen in Konsultationsgrößen, die maximale Zeilenanzahl pro Seite bzw. Kolumne (Spalte) und die Satzbreite bzw. die Kolumnen– bzw. Spaltenbreite sowie den Kolumnen- bzw. Spaltenabstand.
- Unter einem Grundlinienraster versteht man einen durchgängigen Zeilenraster auf der Schriftlinie der Grundschrift innerhalb einer Textkolumne und der nachfolgenden Notenkolumne sowie außerhalb des Registers in einer Marginalkolumne im Außensteg bzw. Bundsteg.
- Halbzeilenraster (Halbzeilenregister) werden in der Regel ergänzend für Headlines, Sublines, Absenkungen, verkleinerte Einzüge sowie auch für Konsultationen (z.B. Legenden, Marginalien oder Fußnoten) innerhalb und außerhalb eines Satzspiegels verwendet.

Zeilenraster nehmen im Schriftsatz maßgeblich Einfluss auf den Grauwert einer Seite und somit auf die Lesbarkeit eines Textes. Der Zeilenraster ist neben dem Bildraster und Kolumnenraster Bestandteil des Gestaltungsrasters bzw. Buchsatzspiegels und gehört in das Segment der Makrotypografie.
In gewerblichen Hauptdruckverfahren 1) ist ein durchgehender Zeilen- bzw. Gestaltungsraster entscheidend für die Registerhaltigkeit einer Drucksache.
Der Begriff »Zeilenraster« als peripheres Synonym für »Zeilenregister« wird seit Mitte der 1970er Jahre im dspr. Raum insbesondere in Werbeagenturen und Grafikbüros verwendet. Vermutlich wurde der Begriff durch Otl Aicher (1922–1991), einem namhaften deutschen Kommunikationsdesigner und Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung Ulm, penetriert, der mit dem Erscheinungsbild für die Olympischen Spiele 1972 in München (und Kiel) sowie prägnanten Corporate Designs (CD) für Wirtschaftsunternehmen, beispielsweise für die ERCO GmbH oder die Deutsche Lufthansa AG, weltweit hohes Renommee erlangte. Otl Aicher war bekannt dafür, dass er seine visuellen Erscheinungsbilder auf einem strengen Gestaltungsraster, also auf einem durchgehenden Zeilen-, Bild- und Kolumnenraster, konzipierte. 2)
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: Zu den gewerblichen Hauptdruckverfahren nach DIN 16500 zählen der Hochdruck (z.B. Buchdruck mit Tiegeldruckpresse, Zylinder-Druckpresse, Rotationsmaschine oder Bogen-Rotationsmaschine sowie Letterset und Flexodruck), der Tiefdruck (z.B. Rotationstiefdruck), der Flachdruck (z.B. Steindruck, der Offsetdruck, der Lichtdruck, der Photochromdruck und der Polyfoliendruck) und der Durchdruck (z.B. Siebdruck und Risografie). |
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| ↑2 | Literaturempfehlung: Aicher, Otl: typografie, Wilhelm Ernst & Sohn Verlag fur Architektur und technische Wissenschaften, Berlin und Druckhaus Maack, Lüdenscheid, 1988. ISBN 3-433-02090-6. |