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Headline

30. Mai 2022

In der Fachsprache von Kommunikationsagenturen und Verlagen bzw. im Fachjargon von Journalisten:innen, Texter:innen sowie Public Relations- und Werbeabteilungen von Unternehmen und Organisationen ist »Headline« ein Fachbegriff für die »Überschrift« eines Textes, z.B. einem Presse-, PR- oder Werbetext; Schlagzeile; Ruftext; Kopflinie; Kopfzeile; Pl. »Headlines«.

Struktur

In der Typografie werden unterschiedlich große Headlines als Eyecatcher (Blickfang) und zur Strukturierung eines Schriftsatzes eingesetzt. Bei einer Zeitungsseite wird die größte Headline (Überschrift) als Schlagzeile bezeichnet. Sie ist meist die Überschrift des Aufmachers einer Seite.

Hierarchie von Headline, Subline und Copy:
1. Headline (Überschrift)
   2. Subline (Unterzeile der Überschrift)      
      Copy (Fließtext)
Hierarchie von Headline, Subline, Dateline, Subheading und Copy:
1. Headline (Überschrift)
   2. Subline (Unterzeile der Überschrift)
      Dateline (Spitzmarke)
      Copy (Fließtext)

      ( ... )
 
      Copy (Fließtext)
   3. Subheading (Zwischenüberschrift) 1) 
      Copy (Fließtext)

Der Schriftgrad einer Headline ist in der Regel größer als der der Subline (Unterzeile) und der Copy (Fließtext). Abgesehen davon können Headlines auch in anderen Farbauszeichnung und in anderen inner- und extrafamilären Schriftschnitten ausgezeichnet werden.

Unterschiedliche Headlines im Layout der Süddeutsche Zeitung. Die Überschriften dienen nicht nur als Eyecatcher (Blickfang), sondern auch zur Strukturierung der Seite. Bildzitat: Süddeutsche Zeitung, München.
Unterschiedliche Headlines im Layout der Süddeutsche Zeitung. Die Überschriften dienen nicht nur als Eyecatcher (Blickfang), sondern auch zur Strukturierung der Seite. Bildzitat: Süddeutsche Zeitung, München.

Die Schriftwahl für Headlines gehört in das Segment der Makrotypografie. Headlines zählen zur Integralen Schriftmischung und werden deshalb in einer semantisch-typografischen Auszeichnungsmatrix gegliedert und dokumentiert.

Schriftmischung weiterlesen →

Webtypografie

In HTML/XHTML-Editoren (z.B. Adobe Dreamweaver®) oder Webanwendungen (z.B. WordPress® oder TYPO3®) können Headlines als Blockelemente hierarchisch in h1, h2, h3, h4, h5 und h6 (»h« steht für» heading«) gegliedert sowie semantisch zugeordnet und typografisch über »CSS Cascading Style Sheets« 2) ausgezeichnet werden, was sich nicht nur auf die Schriftsatzästhetik, sondern auch auf die »SEO Search Engine Optimization« (Suchmaschinenoptimierung) einer Website auswirken kann. I.d.R. wird für eine Überschrift (Schlagzeile) das Element <h1> verwendet, was eine Überschrift erster Ordnung darstellt.

Beispiel von Headlines als Blockelemente in HTML: 3)

<h1>1 Überschrift</h1>
<h2>1.1 Überschrift</h2>
<h3>1.1.1 Überschrift</h3>
<h4>1.1.1.1 Überschrift</h4>
<h5>1.1.1.1.1 Überschrift</h5>
<h6>1.1.1.1.1.1 Überschrift</h6>

Display Fonts

Für Headlines, die in sehr großen Schriftgraden 4) gesetzt werden, gibt es spezielle Display-Schriften (Displays), deren Typometrie speziell für große Schriftgrade adaptiert wurden (siehe auch Optische Größen).

Etymologie und Herkunft

Etymologisch stammt das Präfix von eng. »Head« für deu. »Kopf, Überschrift« und dem eng. Substantiv »line« für deu. »Linie, Zeile« zu eng. »Headline« für deu. »Kopfzeile«.

Der dspr. Begriff »Kopfzeile« ist deutlich älter als die englischsprachige Bezeichnung Headline.5) Der Terminus wurde spätestens mit der Entwicklung der Massenpresse im 19. Jahrhundert von der Englischen Typografie aus dem gewebespezifischen Sprachschatz der deutschen Zeitungstypografie als Lehnübersetzung übernommen. Der Begriff breitete sich dann mit der englischen Sprache als Weltsprache aus, explizit in die englischsprachige Welt, so auch in die Vereinigte Staaten von Amerika (USA).

Ab den 1920er Jahren wurde der Begriff »Headline« in den USA – insbesondere von der neuen Berufsgruppe der »Type Directors«, die in den neu gegründeten »Advertising Service Agencies« (Full Service Werbeagenturen) die »Akzidenzsetzer« verdrängten und später zu »Art Directors« wurden – aus dem Fachvokabular der Zeitungstypografie adaptiert.

Im deutschsprachigen Raum taucht der Anglizismus für Überschriften in Anzeigen und Prospekten dann vermutlich erstmals in den 1950er Jahren mit den ersten deutschen Dependancen US-amerikanischer Werbeagenturen, z.B. McCann Erickson und J. Walter Thompson, im Frankfurter Raum (Hessen) auf.

Mit dem deutschen Wirtschaftswunder ab den 1950er Jahren und der damit verbundenen Prosperität des Wirtschaftsclusters »Kultur- und Kreativwirtschaft«, wurde der Anglizismus ab den 1970er Jahren sukzessive – so wie andere Anglizismen auch, bspw. die Begriffe Subline, Layout oder Copy – in Westdeutschland (BRD), Österreich und der deutschsprachigen Schweiz in die gängige Werbesprache bzw. in den gewebsspezifischen Sprachschatz übernommen.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
1 Anmerkung: Zwischentitel, Spitzmarken, Rubrikentitel oder Kolumnentitel sind keine Sublines.
2 Anmerkung: CSS Cascading Style Sheets ist ein weltweiter Standard des W3C (World Wide Web Consortium). Informationen verfügbar unter http://www.w3c.de/about/ (26.12.2019).
3 Quelle: selfhtml: HTML/Textstrukturierung/Überschrift. Online verfügbar unter https://wiki.selfhtml.org/wiki/HTML/Textstrukturierung/Überschrift/ (27.12.2019).
4 Anmerkung: Als sehr große Schriftgrade gelten im digitalen Schriftsatz Displaygrößen mit mehr als 24 pt (= 8,5 mm hp-Vertikalhöhe gerundet) und im materiellen Schriftsatz Plakatgrößen bzw. Ferngrößen ab 48 Didot-Punkte (4 Cicero bzw. 1 Konkordanz).
5 Anmerkung: Die erste regelmäßige Tageszeitung der Welt – die »Einkommenden Zeitungen« des Typografen, Buchdruckers und Buchhändlers Timotheus Ritzsch (1614–1678) – kam am 1. Juli 1650 in Leipzig (Sachsen) heraus.
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