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Metteur en pages

24. Mai 2022

Berufsbezeichnung aus der Periode des materiellen Schriftsatzes mit physischen Drucktypen aus Metall (z.B. aus einer Blei-Zinn-Antimon-Kupfer-Legierung) für einen spezialisierten Handschriftsetzer, der für den typografischen »Umbruch«, die »Zurichtung« bzw. die »Mettage« eines »Werkes« (Buch) bzw. einer Zeitung verantwortlich war. Kurzform »Metteur«.

Handschriftsetzer in einer größeren Offizin, vermutlich Mitte des 20. Jahrhunderts in London oder Leipzig. Fotograf und Aufnahmeort unbekannt.
Handschriftsetzer in einer größeren Offizin, vermutlich Mitte des 20. Jahrhunderts in London oder Leipzig. Fotograf und Aufnahmeort unbekannt.

Ursprung
Seit der Prototypografie arbeiteten im »Bleisatz« in der Regel immer mehrere Handschriftsetzer an einem Buch bzw. an einer Zeitung, selten eine Person alleine. Um mehrerer Handschriftsetzer zu koordinieren und den komplexen Workflow inklusive dem gelagerten Stehsatz zu organisieren, entstand mit der Industrialisierung und der einhergehenden Prosperität der Typografie im frühen 19. Jahrhundert das eigenständige Berufsbild des »Metteur en pages«, kurz »Metteur« genannt, was bis in die 1970er Jahre im gewerbespezifischen Sprachschatz deutschsprachiger Schriftsetzer auch mit »Fertigmacher«, »Seitenformer«, »Seitengestalter«, »Zurichter«, »Umbruchgestalter« oder als »Umbrecher« übersetzt wurde.

Etymologie
Etymologisch rührt der Begriff aus frz. »Metteur« für »Zurichter« aus frz. »mettre« zu deu. »setzen, stellen, zurichten« aus lat. »mittere« zu deu. »schicken«. Die Tätigkeit eines Metteurs – des Umbrechers – bezeichnete man als »Umbruch« oder »Umbrechen«, ggf. auch als »Zurichten«. 1)  Im digitalen DTP Desktop Publishing würde man diese Tätigkeit heute vielleicht als »Layouter*in« und »Layouten« bezeichnen.

Berufsbild
Metteure waren erfahrende Handschriftsetzer mit hoher fachlicher und gestalterischer Kompetenz. In der Regel waren sie Handwerksmeister (höchster klassischer Berufsabschluss im Handwerk), die Mitarbeiter führen konnten und auch zur Ausbildung von Lehrlingen berechtigt waren.

Zu ihren Aufgaben gehörte es u.a., den Satzumfang zu berechnen, den »Paketsatz« beim »Paketsetzer« zu »bestellen«, zu kontrollieren und den »glatten Satz« mehrer Paketsetzer zu einer Seite bzw. zu einem Druckbogen für ein Buch oder eine Zeitung zu formen bzw. zu umbrechen sowie den »stehenden Satz« zu koordinieren. Er war somit für die gesamte »Zurichtung« eines Werks verantwortlich.

Metteure waren in der Regel – insbesondere in Frankreich und Großbritannien – eine Art Team- oder Gruppenleiter, die direkt dem »Prinzipal« (Inhaber oder Geschäftsführer) oder dem »Faktor« (Abteilungsleiter einer Setzerei einer Offizin) unterstanden und den typografischen Workflow im Werksatz koordinierten. Schlussendlich waren sie auch für sämtliche Textkorrekturen eines Druckerzeugnisses verantwortlich. Im schlimmsten Falle musste der Metteur en pages mit viel Geschick und mikrotypografischen »Tricksereien« komplett neue Seiten setzten, um Autorenkorrekturen einzuarbeiten. 2)

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
1 Quelle: Franke, Carl August.: Katechismus der Buchdruckerkunst und der verwandten Geschäftszweige, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber, Leipzig 1856, ab Seite 74.
2 Anekdote: So beklagte beispielsweise der deutsche Typograf, Verleger und Buchdrucker Georg Joachim Göschen (1752–1828), dass Johann Wolfgang von Goethe (1747–1832) seine Autorenkorrekturen nicht im Manuskript, sondern gerne auf den fertigen Druckfahnen machte und deshalb der Metteur mit viel Aufwand die betreffenden Passagen neu setzen und umbrechen musste.
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