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Beschnitt

15. Oktober 2024

Typografischer Terminus für den Bereich einer Drucksache, der außerhalb eines definierten Seitenformats liegt. Dieser Bereich des bedruckten Papiers wird bei der buchbinderischen Weiterverarbeitung als »Beschnitt« abgeschnitten.

Die Beschnittzugabe eines Druckbogens ist besonders wichtig, um Ungenauigkeiten beim Schneiden zu kompensieren. 1) Denn Druckmaschinen und Schneidemaschinen haben geringe Toleranzen, die den präzisen Beschnitt beeinflussen können. Ohne ausreichenden Beschnitt können unerwünschte weiße Ränder, sogenannte »Blitzer«, entstehen, die das ästhetische Gesamtbild beeinträchtigen.

Beschnittzeichen und Anschnittmarken sind Markierungen in Form von feinen horizontalen und vertikalen Haarlinien, die den Beschnitt und den Anschnitt (Beschnittzugabe) einer Drucksache auf einem Druckbogen kennzeichnen. Sie dienen dem Zuschnitt von Druckerzeugnissen mit dem Messer, der Schere oder durch Schneideanlagen. Infografik: www.typolexikon.de
Beschnittzeichen und Anschnittmarken sind Markierungen in Form von feinen horizontalen und vertikalen Haarlinien, die den Beschnitt und den Anschnitt (Beschnittzugabe) einer Drucksache auf einem Druckbogen kennzeichnen. Sie dienen dem Zuschnitt von Druckerzeugnissen mit dem Messer, der Schere oder durch Schneideanlagen.

Im Layout, Buchsatzspiegel bzw. Gestaltungsraster wird das offene Endformat festgelegt. Der Beschnitt wird in der Druckvorlage einer Drucksache durch Beschnittzeichen kenntlich gemacht (siehe auch Ausschießen). Berechnet wird der Beschnitt in Millimeter (mm). 2) 3) 4)

In der Regel wird im Offsetdruck eine Beschnittzugabe von 3 mm bis 5 mm pro Seite verwendet. Bei großformatigen Drucksachen, wie Plakaten oder Bannern, kann der Beschnitt sogar 10 mm betragen, da die Toleranzen bei größeren Formaten stärker ins Gewicht fallen. 5)

Insbesondere im Buchdruck ist der Beschnitt entscheidend, da nach der Bindung häufig noch eine finale Beschneidung erfolgt, um den Buchblock exakt zu justieren. Dies betrifft auch den Dreiseitenschnitt (oben, unten, außen) bei Broschüren oder Hardcover-Büchern. Rückstichheftungen und Klebebindungen benötigen einen besonders präzisen Beschnitt, damit alle Seiten sauber und bündig abschließen. Eine unzureichende Beschnittzugabe kann bei diesen Bindungsarten zu schiefen oder unregelmäßigen Kanten führen.

Im Digitaldruck sind Beschnittzugaben ebenso relevant, obwohl die Toleranzen durch die direkte Drucktechnik oft geringer ausfallen. Dennoch werden auch hier standardmäßig Beschnittmarken verwendet, um sicherzustellen, dass das Endprodukt exakt geschnitten werden kann.

Unterschied zwischen Beschnitt und Anschnitt

Der Beschnitt bezeichnet den überschüssigen Bereich, der nach dem Druck abgeschnitten wird. Der Anschnitt hingegen bezieht sich auf das Motiv oder die Gestaltungselemente, die bis zum Rand des Endformats reichen. Der Anschnitt ist also die Fläche, die sicherstellt, dass das Bild oder die Gestaltung nach dem Schneiden lückenlos das Format ausfüllt.

Beschnittzeichen und Anschnittmarken werden in der Regel bei kleineren Drucksachen, z.B. Flyer oder Visitenkarten, mittels Desktop-Publishing-Software, wie Affinity Publisher® von Serif®, InDesign® von Adobe® oder QuarkXpress® von Quark®, generiert.

Bei komplexen Drucksachen sollte der Beschnitt besser in der Druckvorstufe (Prepress) durch Fachpersonal erfolgen, das über spezielles Know-how und eine spezielle PrePress Software, z.B. »ApogeeX« von Agfa® Graphics, für die Bogenmontage verfügt. Das fachgerechte Ausschießen einer Druckform – respektive eines Druckbogens – bestimmt nicht nur die Qualität eines Druckerzeugnisses, wie die Registerhaltigkeit von »Verso« (Widerdruck) und »Recto« (Schöndruck), sondern auch dessen Herstellungskosten, beispielsweise durch eine optimale Berechnung der Nutzen.

Wie das Seitenformat gehört die Wahl des Beschnitts zur Makrotypografie. Im analogen Druckwesen wurden/werden Beschnittzeichen in der Druckvorstufe händisch ausgemessen und angebracht.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
1 Anmerkung: Das industrielle Schneiden von Druckpapieren oder Buchblöcken erfolgt in der Regel mit einem »Planschneider«, einer Schneidemaschine.
2 Anmerkung: Bei professioneller Software für das Electronic Publishing, beispielsweise bei Adobe InDesign®, kann der Beschnitt exakt ausgewiesen werden.
3 Tipp: Da Buchbinder selten exakt arbeiten können, müssen seitenabfallende Gestaltungselemente, wie beispielsweise Fotos, Schrift- oder Farbflächen, mindestens 3 bis 5 Millimeter »Beschnitt« über die festgelegte Seitenbegrenzung hinaus haben. Nur so können Blitzer vermieden werden. Siehe diesbezüglich Anschnittmarken.
4 Tipp: Vorsicht bei der Wahl von Papieren nach DIN 476, denn es gibt beschnittene und unbeschnittene DIN-Formate!
5 Anmerkung: Papier dehnt sich oft geringfügig aus oder zieht sich zusammen, abhängig von Feuchtigkeit, Temperatur und Druckprozess. Der Beschnitt hilft, diese minimalen Verschiebungen zu berücksichtigen, sodass das Endprodukt dennoch den gewünschten exakten Maßen mehr oder weniger entspricht.
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