Majuskel
Wissenschaftlicher und typografischer Terminus für den großen Buchstaben eines altgriechischen und römischen Alphabets; Großbuchstabe; Versalbuchstabe; ggf. Versal (Sg.); ggf. Versalie (Sg.). In der Typografie, der Paläografie, der Paläotypie, der Epigraphik und in den Sprachwissenschaften ist Majuskel seit dem 19. Jahrhundert als peripherer Begriff für »Großbuchstabe« gebräuchlich. Im gewerbespezifischen Sprachschatz dspr. Schriftsetzer, Schriftgießer und Drucker aus der Periode des materiellen Schriftsatzes mit physischen Drucktypen aus Metall (z.B. aus einer Blei-Zinn-Antimon-Kupfer-Legierung), Holz (z.B. aus Birnenholz) oder Kunststoff (z.B. aus Kunstharz) auch als »Versalien« (Pluraletantum) bezeichnet.
Etymologisch vom mlat. »maiuscula (litera)« zu lat. »maiusculus« für »etwas größer« zu lat. »maior, maius« für »größer«. Pl. Majuskeln. 1) Das Pendant zu Majuskel ist Minuskel, der Kleinbuchstabe eines Alphabets. Eine Majuskel inmitten von Minuskeln wird als Binnenmajuskel bezeichnet, bspw. wie sie in MacLeod, McDonald’s oder iPhone vorkommt.
Das deutsche Alphabet führt 26 Majuskeln: A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y und Z.
Majuskeln werden von der Schriftlinie (Grundlinie) zur Majuskelhöhe (H-Linie) im Zweiliniensystem (siehe Schriftlinien) geschrieben, wobei die Majuskeln J und Q unterhalb der Grundlinie deutliche Überhänge (siehe Schriftlinien) besitzen.


Besteht ein Alphabet, beispielsweise das Trajanische Alphabet, nur aus Großbuchstaben, wird dieses Alphabet als Majuskelalphabet bezeichnet.

In der Mikrotypografie wird Majuskelsatz – je nach Schriftart – leicht gesperrt bzw. spationiert und händisch ausgeglichen.
Von Majuskel leiten sich u.a. die typografischen Termini »Majuskelakzent« (siehe Akzent), »Majuskelalphabet«, »Majuskelbuchstabe«, »Majuskelddiakritika«, »Majuskelhandschrift«, »Majuskelhöhe«, »Majuskelligatur«, »Majuskelsatz« oder »Majuskelziffern« ab.
Bei der Schriftgattung der Gebrochenen Schriften, z.B. bei der Fraktur, ist Majuskelsatz nahezu unlesbar. Deshalb vertraten renommierte Typografen und Lehrer, z.B. Albert Kapr (1918–1995), grundsätzlich die Auffassung, dass »Versalsatz in Gebrochenen Schriften grundsätzlich bei guter Typografie ausgeschossen werden muss«. 2)
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: Im typografischen Sprachgebrauch ist nur der Plural »Versalien« gebräuchlich. Wobei jedoch angemerkt sei, dass auch in der Typografie »Majuskel(n)« der korrekte Begriff ist, insbesondere um terminologische Fehlinterpretationen, u.a. aus Sicht der Paläografie, einer Hilfswissenschaft zur Erforschung des Schreibwesens und der Schriftgeschichte sowie der Linguistik bzw. Schriftlinguistik auszuschließen. |
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| ↑2 | Quelle und Literaturempfehlung: Kapr, Albert: Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schriften, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 1993. ISBN 3-87439-260-0, Seite 94. |