Auszeichnungsschriften
Typografischer Terminus für familiäre und extrafamiliäre Schriftschnitte (Schriftstile) in unterschiedlichen Schriftbreiten, Schriftlagen und Schriftstärken, die für Schriftauszeichnungen im »Gemischten Satz« neben der Grundschrift verwendet werden.
Etymologisch rührt der Begriff »Auszeichnung« aus der Inkunabelzeit der Jahre 1450 bis 1500. Denn Initialen, Rubriken, Lombarden, Illuminationen, Unterstreichungen, Auszeichnungsstriche sowie farbiger Schriftwechsel konnten in der Prototypografie technisch bedingt nur von Kalligraphen, Illuminatoren und Rubrikatoren händisch »ausgezeichnet« werden.
Auszeichnungsschriften werden – immer ausgehend von der Grundschrift – in leise und laute Auszeichnungsschriftschnitte unterteilt. Zu den leisen Auszeichnungsschriftschnitten zählen strichgleiche Schriftstile (siehe Schriftstärke), also beispielsweise der kursive Schriftschnitt oder die Kapitälchen innerhalb einer Schriftfamilie, zu den lauten Auszeichnungsschriftschnitten familiäre oder extrafamiliäre fettere Schriftstile, beispielsweise halbfette oder fette Schriftschnitte.

Auszeichnungen und Auszeichnungsschriften werden aufgrund einer semantisch-typografischen Auszeichnungsmatrix (siehe Schriftmischung) fixiert. Die semantische Gliederung gehört in den Bereich Text/Redaktion, die Verknüpfung der Semantik mit einer Schriftstilvariante gehört in den Bereich der Makrotypografie und die Wahl einer bestimmten Schriftart in das Segment der Mikrotypografie.
Im materiellen Schriftsatz (z.B. Bleisatz) wird traditionell – ausgehend vom normalen Schriftschnitt – der kursive, halbfette und fette Schriftschnitt sowie die Kapitälchen innerhalb einer Schriftfamilie als »Auszeichnungsschnitte« bezeichnet.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de