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Hochstellen

13. Juni 2024

In der Typografie bezieht sich der Begriff »Hochstellen« auf die Anordnung von Buchstaben, Indo-Arabische Ziffern, Zeichen oder Textpassagen in meist kleineren Schriftgraden oberhalb der Schriftlinie einer Grundschrift, in der Regel um sie in Form von hochgestellten Ziffern (z.B. 2), Buchstaben (z.B. A) oder Sonderzeichen (z.B. °) darzustellen; Schriftzeichen, die deutlich über die Schriftlinie der Grundschrift hochgestellt, nach oben hin verschoben werden. Ein kleines, hochgestelltes Zeichen wird im typografischen Schriftsatz auch als Exponentenzeichen bezeichnet. Substantiv »Hochstellung«; Verb »hochstellen«; Adjektiv »hochgestellt«. Das Pedant ist »Tiefstellen«.

Im Englischen werden Hochstellungen auch bei Ordinalzahlen (Ordnungszahlen) verwendet, wie hier im Beispiel »2nd Street«. Hochstellungen werden im englischen Sprachraum insbesondere gerne bei Straßennamen verwendet.
Im Englischen werden Hochstellungen auch bei Ordinalzahlen (Ordnungszahlen) verwendet, wie hier im Beispiel »2nd Street«. Hochstellungen werden im englischen Sprachraum insbesondere gerne bei Straßennamen verwendet.

Hochstellungen im typografischen Schriftsatz werden häufig verwendet, um Hochzahlen und Exponenten in chemischen und mathematischen Ausdrücken und Formeln sowie Konsultationsziffern bzw. Exponentenziffern in Fußnoten zu kennzeichnen oder sie werden im Allgemeinen für typografische Abkürzungen (z.B. EST. 1889, № oder 2nd Floor) verwendet.

Beispiele von Hochstellungen

  1. Allgemeine Abkürzungen
    In der Typografie werden Abkürzungen vereinzelt in Form von platzsparrenden Hochstellungen verwendet. Im Englischen wird beispielsweise »1st« für »erste«, »2nd« für »zweite« und »3rd« für »dritte« verwendet. Die Hochstellungen »1st«, »2nd« und »3rd« zeigen an, dass es sich um Ordinalzahlen (Ordnungszahlen) handelt. Insbesondere bei Adressen oder Stockwerken werden diese Hochstellungen gerne verwendet. Zu den bekanntesten typografischen Abkürzungen in Form einer Hochstellung zählt das Numero-Zeichen »№«. 1) Ebenso enthalten akademische Titel im Ausland oft hochgestellte Buchstaben oder Abkürzungen. Beispielsweise das »r« bei »Dr.« (Dr oder DDr). Auch im deutschen Akzidenzsatz waren diese Hochstellungen gängige Praxis, beispielsweise auf Türschildern.
  2. Fußnoten
    Fußnotenzeichen bzw. Verweiszeichen werden im Fließtext einer Textkolumne im Idealfall hochgestellt (z.B. ***/ C / III / 3). Sie werden deshalb auch als Exponentenzeichen bzw. hochgestellte Arabische Ziffern als Exponentenziffern bezeichnet.
  3. Wissenschaftlicher Formelsatz
    In mathematischen Ausdrücken und Formeln werden Hochzahlen verwendet, z.B. »x²«, um »x« zum Quadrat zu erheben. »2³« liest man in der Mathematik dann als »zwei hoch drei« und meint damit »2 x 2 x 2«. Die hochgestellte Ziffer 3 wird in der Mathematik als Hochzahl oder auch als Exponentenziffern bezeichnet, wobei jede Hochzahl immer ein Exponent, aber nicht jeder Exponent eine Hochzahl ist! In chemischen Formeln werden die Indizes zur Darstellung von Atomen und Molekülen oft hochgestellt. Zum Beispiel das Isotop des Metalls Uran 235. Die Zahl »²³⁵U« ist hier keine Hochzahl im Sinn der Mathematik, sondern sie beschreibt ein sogenanntes Nuklid, also ein Element aus einer größeren Menge ähnlicher Elemente.
Beispiel eines einfachen, mathematischen Formelsatzes von algebraischen Zahlen. Bildzitat: Schüler-Mathematikduden, Band 1, © Bibliographisches Institut, Mannheim.
Beispiel eines einfachen, mathematischen Formelsatzes von algebraischen Zahlen. Bildzitat: Schüler-Mathematikduden, Band 1, © Bibliographisches Institut, Mannheim.

Hochstellungen im Schriftsatz werden in der Regel auf der Achselhöhe von Minusken angesetzt bzw. – je nach Schriftklassifikation – bei der H-Linie oder k-Linie, oft auch darüber. Der Schriftgrad einer klassischen Hochstellung variiert zwischen der Hälfte und einem Drittel der Grundschrift. Laut den deutschen Typografen Friedrich Forssman (*1965) und Ralf de Jong (*1973) hat sich bei Exponentenziffern 70 % der Grundschriftgröße mit 30 % Versatz bewährt. 2)

Feste Regeln hierzu existieren nicht; Jeder Schriftgestalter:in und Informatiker:in verfährt hier anders, auch was die Strichstärken von Hochstellungen betrifft.

Im mikrotypografischen Feinsatz werden die Strichstärken von Konsultationszeichen (z.B. Exponenten) in Konsultationsgrößen als ideal angesehen, wenn ihre Typometrie exakt auf die der Lesegrößen einer Grundschrift abgestimmt wurde.

Bei den meisten Textverarbeitungsprogrammen werden automatische Hochstellungen skaliert, was oft zu unschönen Formen und Stellungen führt. Computer Fonts mit OpenType-Funktionen verfügen meist über typometrisch angepasste Hochziffern und -zeichen. Expertensätze beinhalten darüber hinaus eine vielfältige Auswahl an hochgestellten Schriftzeichen, u.a. Bruchziffern in Form von Majuskelziffern und/oder Mediävalziffern, deren »Zähler« auch für Hochstellungen verwendet werden können.

In der Regel können in allen gängigen Textverarbeitungsprogrammen, z.B. Microsoft Word ® oder Pages von Apple ® oder Desktop Publishing Software (DTP), z.B. Affinity Publisher ® von Serif ®, InDesign ® von Adobe ® oder QuarkXpress ® von Quark ®, Hochstellungen über einen Grundlinienversatz gefertigt werden. Im HTML/CSS-Satz sind Hochstellungen (z.B. durch den HTML-Befehl <sup> </sup>) möglich. Diese sind allerdings meist immer generiert und dadurch mehr oder weniger nicht immer formschön.

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Fußnote weiterlesen →
Fußnotenzeichen weiterlesen →

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
1 Anmerkung: Das Numero-Zeichen »№« hat im internationaler Standard des Unicode ® Consortiums den Unicode U+2116, online verfügbar unter https://home.unicode.org (13.3.2024).
2 Quelle und Literaturempfehlung: De Jong, Ralf und Friedrich Forssman: Detailtypografie, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, Seiten 200 und 222 ff, ISBN 978-3-87439-642-4.
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