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Display

30. Oktober 2023

Das eng. Lehnwort »Display« hat in der dspr. Typografie sehr unterschiedliche Bedeutungen. Es wird sowohl für Werbemittel (z.B. Verkaufsplakat am Point of Sale), für Bildschirme (z.B. LED-Display eines Kopierers), für bestimmte Schriftgrade einer Druckschrift (Displaygröße), für eine »Optische Größe« (Optical Sizes) einer Schriftfamilie einer Screen- oder Druckschrift sowie für stilübergreifende Akzidenz- und Zierschriften (Display Typefaces) verwendet.

Etymologisch rührt das Wort von eng. »Display« für »Entfaltung, (Her)Zeigen, Zurschaustellung« (von lat. »displicare für »entfalten«) zu »Auslage, Dekoration« im Sinne von »Ausstellung von Waren im Schaufenster«. Der Begriff Display wurde in Deutschland erstmals in den 1950er Jahren von Werbeagenturen für verkaufsfördernde Werbemittel am »Point of Sale« (z.B. Plakate, Bodendisplays, Thekendisplays oder 3D-Verkaufsdisplays am Ort des Verkaufes) verwendet und folgend in die gängige Werbesprache integriert.

Mit der Etablierung der »Werbung« als Dienstleistung nach US-amerikanischem Vorbild und mit Einführung der dritten Generation von Fotosetzmaschinen (siehe Fotosatz) ab Ende der 1960er Jahre, wurde die Bezeichnung dann auch von den Fotosetzereien in einer abgeänderten Bedeutung übernommen. Der Anglizismus »Display-Größe« ersetzte mehr oder weniger im gewerblichen Sprachschatz sukzessive den aus dem materiellen Schriftsatz (z.B. Bleisatz) stammenden Begriff Plakatgröße für Schriftgrade ab 48 Didot-Punkt.

Im Laufe der 1980er Jahre wurde der Ausdruck hinzukommend als Synonym für elektronische Benutzeroberflächen und Bildschirme verwendet. Ab den 2000er Jahren wurde der Anglizismus dann auch von Handelsunternehmen bzw. Font Foundries verwendet, die Computer Fonts (Abk. Fonts) bzw. digitale Schriften über das Internet vertreiben. »Display«, »Display Fonts« bzw. »Display Typefaces« steht hier für ein breites Segment von digitalen Computerschriften, die bspw. für Headlines oder großformatige Anwendungen konzipiert wurden.

1. Displaygrößen

In der klassischen Schriftgradtypifikation kennzeichnet »Display« bzw. »Displaygröße« die Schriftschnitte innerhalb einer Schriftfamilie einer Textschrift (Werksatzschrift), deren Typometrie (Letternarchitektur) auf Schriftgrade ab 24 pt (= 8,5 mm hp-Vertikalhöhe gerundet) PostScript-Punkten (DTP-Punkt) optimiert wurde. Der Begriff beschreibt somit eine Schriftgradzuordnung von Druck- und Klebeschriften für Leseabstände im Fernbereich.

Vergleich eines normalen Schriftschnittes (oben) mit einem Displayschnitt (unten), gesetzt in der Minion Pro Regular und Display von Robert Slimbach (*1956) aus der Linotype Schriftbibliothek. Der normale Schriftschnitt für Lesegrößen wirkt in der vergrößerten Darstellung etwas klobig, ja fast schon verfettet. Deshalb verfügen Displayschnitte über leichtere Grundstriche sowie über sehr viel feinere Serifen und Haarstriche als die Konsultations-, Schau- und Textvarianten. Infografik: www.typolexikon.de
Vergleich eines normalen Schriftschnittes (oben) mit einem Displayschnitt (unten), gesetzt in der Minion Pro Regular und Display von Robert Slimbach (*1956) aus der Linotype Schriftbibliothek. Der normale Schriftschnitt für Lesegrößen wirkt in der vergrößerten Darstellung etwas klobig, ja fast schon verfettet. Deshalb verfügen Displayschnitte über leichtere Grundstriche sowie über sehr viel feinere Serifen und Haarstriche als die Konsultations-, Schau- und Textvarianten.

Im materiellen Schriftsatz mit physischen Drucktypen aus Metall (z.B. aus einer Blei-Zinn-Antimon-Kupfer-Legierung), Holz (z.B. aus Birnenholz) oder Kunststoff (z.B. aus Kunstharz) wurden diese Schriftgrade auch als Plakatgrößen bezeichnet. Plakat– und Ferngrößen werden im analogen Schriftsatz auch mit Mittelnamen, z.B. 84 dpt. als »7 Cicero« (siehe Mitteltabelle), bezeichnet.

Displaygrößen von Textschriften werden sowohl als spezielle Leit- und Orientierungsschriften (z.B. die »FS Millbank« von Stuart de Rozario, Fontsmith, UK, 2015) oder innerhalb von Expertensätzen (z.B. »Minion Pro« von Robert Slimbach, *1956) angeboten.

2. Optical Sizes Display

Bei »Optischen Größen« (Optical Sizes) werden Schriftstilvarianten einer klassischen Antiqua Schrift mit oder ohne Serifen bezeichnet, deren Typometrie speziell für große Schriftgrade ausgelegt ist, beispielsweise für Headlines in Anzeigen, für Plakate oder für Orientierungs- und Leitsysteme, als Display bezeichnet. Beispielsweise werden diese dann als »Schriftname Regular Display«, »Schriftname Italic Display«, »Schriftname Semibold Display« etc. gekennzeichnet.

Innerhalb eines Expertensatzes verfügen diese Displayschnitte über leichtere Grundstriche sowie über sehr viel feinere Serifen und Haarstriche als die Konsultations-, Schau- und Textvarianten. Display-Schriften sind für Schaugrößen (Subhead-Schnitte) nur bedingt, für Lesegrößen (Regular-Schnitte) und Konsultationsgrößen (Caption-Schnitte) nicht geeignet.

Die Abstufung »Optischer Größen« (Optical Sizes) am Beispiel der Französischen Renaissance-Antiqua »Minion Pro« von Robert Slimbach für Adobe®. Dieser Expertensatz verfügt über »Caption-Schnitte« (Konsultationsgrößen) optimiert für 6 bis 8,4 DTP-Punkt, »Regular-Schnitte« (Lesegrößen) optimiert für 8,5–13 DTP-Punkt, »Subhead-Schnitte« (Schaugrößen) optimiert für 13,1 bis 19,9 DTP-Punkt und »Display-Schnitte« (Ferngrößen) optimiert für 20 DTP-Punkt und mehr.
Die Abstufung »Optischer Größen« (Optical Sizes) am Beispiel der Französischen Renaissance-Antiqua »Minion Pro« von Robert Slimbach für Adobe®. Dieser Expertensatz verfügt über »Caption-Schnitte« (Konsultationsgrößen) optimiert für 6 bis 8,4 DTP-Punkt, »Regular-Schnitte« (Lesegrößen) optimiert für 8,5–13 DTP-Punkt, »Subhead-Schnitte« (Schaugrößen) optimiert für 13,1 bis 19,9 DTP-Punkt und »Display-Schnitte« (Ferngrößen) optimiert für 20 DTP-Punkt und mehr.

3. Displayschriften

Die Begriffe Display, Display Fonts oder Display Typefaces werden primär von Handelsunternehmen (z.B. MyFonts.com) bzw. Font Foundries verwendet, die Computer Fonts (z.B. OpenType Fonts) bzw. digitale Schriften über das Internet vertreiben. Display steht hier bei der Katalogisierung von Computer Fonts für ein breites Segment von digitalen Druck- und Screenschriften, die bspw. für Headlines oder großformatige Anwendungen konzipiert wurden und die nicht als originäre Textschriften (Leseschriften) klassifiziert werden können.

In der Regel handelt es sich Großteils um Fonts, die nach der klassischen Schriftklassifikation zur Untergruppe der Antiqua Varianten und Zierschriften gehören. Display-Schriften verfügen in der Regel über auffällig dekorative, modische und grafische Charaktere, die mehr oder weniger stark von der Letternarchitektur der Textschriften abweichen. Sie wurden früher im Akzidenzsatz bzw. heute im Grafikdesign – meist in Schaugrößen und Ferngrößen – als Schmuckschriften in Headlines bzw. als typografische Gestaltungselemente verwendet.

Verbindliche Klassifikationsmerkmale für Display-Schriften existieren nicht. Display-Schriften eignen sich im Segment der Lesetypografie in der Regel nicht als Grundschrift, da ihre Typometrie nicht auf Lesegrößen und Konsultationsgrößen abgestimmt und ihr Zeichenvorrat im Sinne der traditionellen Schriftsatztypografie beschränkt ist.

Heute werden u.a. Reklameschriften, Decorative, Schablonenschriften und Sportschriften unter Display-Schriften, Display Typefaces oder »Display« gelistet. Beispiele gesetzt in der Linoscript von Morris Fuller Benton, der Ironwood von Joy Redick, der Stencil von Gerry Powell und der Collegiate von Casady & Greene. Infografik: www.typolexikon.de
Heute werden u.a. Reklameschriften, Decorative, Schablonenschriften und Sportschriften unter Display-Schriften, Display Typefaces oder »Display« gelistet. Beispiele gesetzt in der Linoscript von Morris Fuller Benton, der Ironwood von Joy Redick, der Stencil von Gerry Powell und der Collegiate von Casady & Greene.

Die Gepflogenheit, Zierschriften unabhängig ihres Schriftgrades (Displaygröße) auch als Display-Schriften zu katalogisieren, bürgerte sich mit Etablierung der digitalen Typografie (DTP Desktop Publishing) bzw. mit der Distribution von Schriften über das Internet ein, was allerdings aus Sicht der klassischen typografischen Terminologie inkorrekt ist. Der korrekte Terminus für diese Schriftgruppe wäre eigentlich »Zierschriften« oder »Decorative«.

Heute werden bei den vielen Font Foundries u.a. auch Schreibschriften, Pinselschriften, Decorative und Designerschriften als »Display Typefaces« gelistet. 1)  Display-Schriften gibt es in unterschiedlichen Schrifttechnologien, beispielsweise als OpenType Fonts, sowohl kostenpflichtig als auch kostenfrei.

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
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1 Anmerkung: Der ungenaue Begriff »Display« hat sich heute leider weltweit bei den meisten Font Foundries und Schriftportalen als Überbegriff oder Keyword für Schmuck- bzw. Zierschriften etabliert.
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