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Kursiv

13. Februar 2025

»Kursiv« ist ein paläografischer und typografischer Terminus für eine nach rechts geneigte Schriftstilvariante, eine nach rechts geneigte Schriftlage sowie ein Klassifikationsmerkmal einer Druckschrift oder eines Screen Fonts. In anderen europäischen Sprachen wird sie als »italic«, »italique«, »cursiva« oder »corsivo« bezeichnet.

Semantisch ist der Begriff von der lateinischen Kursivschrift »Cursiva« abgeleitet, einer römischen Verkehrsschrift, die mit einem Griffel auf Wachstafeln oder mit einer sehr schmalen Rohrfeder auf Papyrus geschrieben wurde.

1495 wurden die ersten kursiven griechischen Drucktypen vom italienischen Typografen Aldus Manutius d.Ä. (1449–1515) und seinem bologneser Schriftgießer und Stempelschneider Francesco Griffo (Francesco da Bologna, 1450–1518) nach Vorlagen skriptografischer Verkehrsschriften für den Druck adaptiert.

1495 wurde der erste kursive Schriftschnitt einer griechischen Drucktype in der Officina »Aldina« für die Druckschrift »Aristotelis Opera« gedruckt, die von Francesco Griffo (1450–1518) geschnitten wurde. Abbildung: Privatbesitz, Aristotelis Opera graece. 5 Voll. fol. 11 Duc.
1495 wurde der erste kursive Schriftschnitt einer griechischen Drucktype in der Officina »Aldina« für die Druckschrift »Aristotelis Opera« gedruckt, die von Francesco Griffo (1450–1518) geschnitten wurde. Abbildung: Privatbesitz, Aristotelis Opera graece. 5 Voll. fol. 11 Duc.
Beispiel einer leisen Auszeichnung. Grundschrift des Rohsatzes in der Corporate A Regular von Kurt Weidemann (1922–2011). Auszeichnung in Corporate A Regular Italic.
Beispiel einer leisen Auszeichnung. Grundschrift des Rohsatzes in der Corporate A Regular von Kurt Weidemann (1922–2011). Auszeichnung in Corporate A Regular Italic.

Der kursive Schriftstil gehört zu den Auszeichnungsschriften einer Schriftfamilie und wird primär für leise Auszeichnungen verwendet. Der kursive Schnitt wird in der Schriftmischung als leise Auszeichnung erster Hierarchie, der Kapitälchenschnitt als leise Auszeichnung zweiter Hierarchie bezeichnet.

Bei kursiven Schriftschnitten handelt es sich grundsätzlich um eigenständig gestaltete Schriftstilvarianten. Computergenerierte Varianten, also rechnerisch erzeugte Versionen, gelten in der Typografie als minderwertig, da sie von der Typometrie des originalen Kursivschnitts erheblich abweichen und in der Regel schlechter lesbar sind.

Mit einem PC generierte Schriftstilvarianten wie Kapitälchen, kursive oder fette Schriftschnitte gelten in der Typografie als Fauxpas. Sie basieren nicht auf optischen Prinzipien, sondern auf numerischen Algorithmen, was ihre Lesbarkeit und Letternarchitektur beeinträchtigt. Variable Fonts könnten dieses Problem verstärken. Oben: Der vom PC generierte kursive Schriftschnitt der Corporate A (Button »i«/»k«). Unten: Der originale kursive Schriftschnitt der Corporate A. Der Unterschied ist offensichtlich.
Mit einem PC generierte Schriftstilvarianten wie Kapitälchen, kursive oder fette Schriftschnitte gelten in der Typografie als Fauxpas. Sie basieren nicht auf optischen Prinzipien, sondern auf numerischen Algorithmen, was ihre Lesbarkeit und Letternarchitektur beeinträchtigt. Variable Fonts könnten dieses Problem verstärken. Oben: Der vom PC generierte kursive Schriftschnitt der Corporate A (Button »i«/»k«). Unten: Der originale kursive Schriftschnitt der Corporate A. Der Unterschied ist offensichtlich.

Schriftfamilien und Schriftsippen können über unterschiedliche kursive Schriftstilvarianten verfügen, die in verschiedenen Schriftbreiten, Schriftlagen und Strichstärken existieren, beispielsweise:

  • Buch kursiv
  • Kapitälchen kursiv
  • Kapitälchen kursiv fett
  • Kapitälchen kursiv halbfett
  • kursiv fett
  • kursiv halbfett
  • kursiv extra
  • kursiv mager
  • kursiv schmal
  • kursiv schmalhalbfett
  • kursiv ultra leicht
  • schräg fett
  • schräg halbfett
  • schräg normal

Unter »kursiv halbfett« versteht man eine Schrift mit normaler Schriftbreite, halbfetter Strichstärke und kursiver Schriftlage. Unter »Buch kursiv« versteht man eine Schriftstilvariante, die insbesondere für das Lesen längerer kursiver Texte optimiert wurde.

Längere Textpassagen in einem kursiven Schriftstil sind im Vergleich zum normalen Schriftschnitt schwerer bzw. langsamer lesbar. Diese Erkenntnis aus der Leseforschung kann jedoch als dramaturgisches Stilmittel (gezielt verlangsamtes Lesen einer Textpassage) in die Gestaltung eines Schriftsatzes einfließen (siehe Schriftmischung).

Kursive Schriftstilvarianten aus den Hauptschriftgruppen Grotesk (Sans Serif) und Egyptienne (Slab Serif) sind erfahrungsgemäß schlechter lesbar als solche aus der Hauptschriftgruppe Antiqua (Serif).

© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

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