Tabellenziffern
Typografischer Terminus für nichtproportionale Indo-Arabische Ziffern. Auch auch als dicktengleiche Ziffern, Festbreitenziffern, tabellarische Ziffern, in der Englischen Typografie als »Tabular Figures« bezeichnet.
Tabellenziffern verfügen über eine exakt gleiche Dickte, also über eine systematisch gleiche Zeichenbreite resp. Zeichenabstand, inklusive der Vor- und Nachbreiten bzw. des Fleisches.
Tabellenziffern eignen sich – nomen est omen – insbesondere für den Tabellensatz und Formelsatz, da die tabellierten bzw. aneinandergereihten Ziffern exakt untereinander bzw. im gleichen Zeichenbstand zueinander stehen. Sie suggerieren deshalb innerhalb von Zahlenreihen und Zahlenspalten ein ruhiges und harmonisches Zahlenschriftbild, wodurch die Lesbarkeit signifikant erhöht wird.

Tabellenziffern sind als Standardziffern in nichtproportionalen OpenType Fonts, wie z.B. der »OCR B« von Adrian Frutiger (1928–2015), enthalten. Bei diesen sogenannten »Monospaced Fonts« sind nicht nur die Ziffern, sondern auch das Alphabet, die Operatoren, die Gliederungszeichen und das Leerraumzeichen, also der gesamte Zeichenvorrat dicktengleich. Dicktengleiche Schriften sind deshalb insbesondere für das Coding, z.B. für die grafische Darstellung eines »CSS Cascading Style Sheets« 1) vorteilhaft.

Des Weiteren sind Tabellenziffern bei gut ausgebauten Proportionalschriften, z.B. der »Gill Sans Nova« von George Ryan (Monotype®), als zusätzliche Glypen im Zeichenvorrat eines Schriftschnitts enthalten, die mit professionellen Desktop Publishing Computerprogrammen, beispielsweise InDesign® von Adobe® oder QuarkXpress® von Quark®, mittels Unicode®-Codierung 2) über die OpenType-Features in den Schriftsatz eigearbeitet werden können. 3) Allerdings sind hier nur die Ziffern dicktengleich, nicht der generelle Zeichenvorrat, also auch nicht die mathematischen Rechenzeichen (Operatoren). Des Weiteren gibt es für OTF-Fonts vereinzelt auch separate Ziffernschnitte, die Tabellenziffern enthalten können. 4) 5)
Tabellenziffern gibt es in unterschiedlich Schriftarten, Schriftstilen und Schriftschnitten, mit und ohne Serifen. In der Typografie unterscheidet man folgende Tabellenziffernarten:
- Nichtproportionale Majuskelziffern
(Versalziffern als Tabellenziffern) - Nichtproportionale Minuskelziffern
(Mediävalziffern als Tabellenziffern) - Nichtproportionale Kapitälchenziffern

In Bilanzen, GuV-Rechnungen sowie anderen Tabellen sind nichtproportionale Mediävalziffern im Vierliniensystem – abgesehen von den Zwischensummen – in der Regel ungeeignet, da sie durch ihre Oberlängen und Unterlängen zu unruhig laufen und für das Auge keine gerade Schriftlinie bilden. Sie sind deshalb innerhalb von Zahlenreihen und -spalten schlechter lesbar. Nichtproportionale Majuskelziffern im Zweiliniensystem sind hier eindeutig besser geeignet.
Im geschlossenen Schriftsatz bzw. im glatten Satz – außer im Coding – sollten hingegen Proportionalziffern, insbesondere proportionale Mediävalziffern, zur besseren Lesbarkeit verwendet werden. 6)
Beim Einbinden von Tabellenziffern in Webanwendungen (z.B. in HTML-Texte) sowie in Tabellenkalkulationssoftware (z.B. Microsoft Excel® oder Numbers® von Apple) sind vorzugsweise dicktengleiche Standardziffern aus Monospace Fonts (Dicktengleiche Schriften) zu empfehlen, da es ansonsten möglicherweise zu Kompatibilitätsproblemen mit bestehenden Zeichenkodierungen kommen kann.
Vertreter von Monospace Fonts mit Tabellenziffern als Standardziffern:
| Schrift | Schriftgestalter | Font Foundry | Jahr |
|---|---|---|---|
| Andale Mono | Matteson, Steve | Monotype | 1997 |
| Base Monospace | Licko, Zuzana | Emigree | 1997 |
| Courier | Kettler, Howard | IBM | 1955 |
| Fira Mono | Du Carrois, Ralph Meiners, Anja Nikoltchev, Botio Spiekermann, Erik | Carrois Type Design | 2013 |
| IBM Plex Mono | Abbink, Mike | IBM | 2017–2020 |
| Interstate Mono | Frere-Jones, Tobias | Font Bureau | 1993 |
| ITC Souvenir Monospaced | Bunnel, Ned | ITC | 1983 |
| Letter Gothic | Roberson, Roger | IBM | 1962 |
| Lucida Sans Typewriter | Kris Holmes, Kris Bigelow, Charles | Bigelow & Holmes | 1993 |
| MonoLisa | Sterz, Marcus | FaceType Foundry | 2020 |
| OCR A | N.N. | US Government | 1968 |
| OCR B | Frutiger, Adrian | ECMA | 1968 |
| OCR F | Pool, Albert-Jan | FontFont | 1995 |
| Orator | Scheppler, John | IBM | 1962 |
| Platelet | Mangat, Conor | Emigree | 1993 |
| Prestige Elite | Smith, Clayton | IBM | 1953 |
| Source Code Pro | Hunt, Paul D. | Adobe | 2012 (?) |
Die ersten funktionierenden dicktengleichen Zeichensatzrepertoires wurden ab Anfang des 19. Jahrhunderts in Italien und Deutschland für den Einsatz in mechanischen Schreibmaschinen konstruiert. 7)
© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:[+]
| ↑1 | Anmerkung: CSS Cascading Style Sheets ist ein weltweiter Standard des W3C (World Wide Web Consortium). Informationen verfügbar unter https://www.w3.org (3.2.2023). |
|---|---|
| ↑2 | Anmerkung: Unicode® ist ein internationaler Standard des Unicode Consortiums, in dem langfristig für jedes Sinn tragende Schriftzeichen oder Textelement aller bekannten Schriftkulturen und Zeichensysteme ein digitaler Code festgelegt wird. Online verfügbar unter https://home.unicode.org (3.2.2023). |
| ↑3 | Anmerkung: Das Kerning sollte in diesem Fall auf »metrisch« eingestellt sein, da ansonsten die DTP-Software, z.B. Adobe InDesign®, versuchen wird, die Tabellenziffern optisch proportional auszugleichen. |
| ↑4 | Tipp: Nicht überall wo »Tabellenziffern«, »Tabular Figures« oder »Monospaced Digits« draufsteht, sind auch Tabellenziffern drin. Ergo: Vor der Verwendung die Ziffern immer genau unter die Lupe nehmen! |
| ↑5 | Tipp: Schriftgestalter und Font Foundries passen die Dickten proportionaler Ziffern von Corporate Fonts (CD- und Unternehmensschriften) an. Von ästhetischen Aspekten abgesehen, amortisiert sich diese Dienstleistung sehr schnell, beispielsweise beim Schriftsatz von Geschäftsberichten, wissenschaftlicher Literatur oder Katalogen. |
| ↑6 | Tipp: In der professionellen Schriftsatztypografie werden – z.B. bei einem Geschäftsbericht – im geschlossenen Schriftsatz (Fließtext) bestenfalls proportionale Mediävalziffern verwendet und beim tabellierten Zahlenmaterial (z.B. Bilanz) die nichtproportionale Majuskelziffern (Tabellenziffern.) |
| ↑7 | Quelle: Von Eye, Werner: Kurz gefaßte Geschichte der Schreibmaschine und des Maschinenschreibens, Apitz Verlagsbuchhandlung, Berlin 1941. |